Ein bewegtes Leben in einer bewegten Zeit der deutschen Geschichte
Autor: Lieselotte Hoffmann
Titel: Geboren in Berlin 1939: 80 Jahre Leben in Deutschland
Verlag: -
Herkunft des Buches: Rezensionsexemplar der Autorin
Format: Taschenbuch
ISBN: 9781099213694
Seiten: 217
Veröffentlichungsdatum: 21.05.2019
Preis: 13,80€
Klappentext:
Geboren 1939 – 80 Jahre deutsche Geschichte. Geboren im zweiten Weltkrieg zwischen Bombenhagel und Flucht. Aufgewachsen zwischen den Trümmern der Hauptstadt. Groß geworden im Berlin vor der Mauer und mit der Mauer. Im Visier der Staatssicherheit und später Flucht der eigenen Kinder aus der DDR. Inzwischen angekommen in der Bundesrepublik blickt die Verfasserin dankbar zurück. Ein Leben voll menschlicher Tragödien, Glücksmomente und doch nicht so banalen Alltäglichkeiten. Mit jugendlicher Naivität und gleichzeitig altersweiser Distanz berichtet die Erzählerin aus ihrem Leben.Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte spielt sich ein Leben in allen Farben ab und zeigt über die Jahrzehnte, wie das Zeitgeschehen ein Leben in seinen zahllosen Fassetten bestimmt.
Bewertung: 3,5 Sterne
Rezension
Lieselotte Hoffmann wurde in Berlin 1939 geboren. Sie erlebte eine Kindheit im Krieg, die Nachkriegszeit und ein Leben in der DDR, inklusive Problemen mit der Stasi. Heute lebt sie in Hamburg.
Das Leben von Lieselotte Hoffmann, wie sie es in ihrer Biographie beschreibt ist nicht nur eine Reise durch die deutsche Geschichte, sondern auch durch die Geschichte der ehemals geteilten Stadt.
Zu Beginn erzählt die Autorin zunächst ihre Familiengeschichte, über ihre Eltern und Großeltern, deren Geschichte ebenfalls sehr faszinierend und bunt war. Hier springt sie immer zwischen verschiedenen Ebenen der Vergangenheit hin und her. Allerdings unterbrochen von Erinnerungen an die jeweilige Person, was dem Ganzen eine persönlichere Note gibt und die Personen lebendiger erscheinen lässt. Aber man muss aufpassen in den ersten Kapiteln nicht den Faden zu verlieren.
Darauf folgt ihre Kindheit im Krieg und die Kontraste zwischen Bombenangriffen und nächtlichen Aufenthalten in Luftschutzbunkern und der Ruhe auf dem Land, nachdem die Familie aus Berlin geflüchtet ist. Ihr Vater befand sich währenddessen in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Und wie diese Idylle auf dem Land vom Einmarsch der Roten Armee jäh beendet wird. Auch Lieselottes Mutter wurde damals mehr als ein Mal vergewaltigt.
Lieselotte führt einen durch das zerstörte Berlin, die schrecklichen Verhältnisse, in denen die Menschen lebten, aber trotzdem das Beste aus ihrem Leben machten, denn immerhin waren sie ja noch am Leben.
Man erlebt die Teilung Berlins und des Landes mit ihr, das Leben in der DDR und schließlich die Flucht, nachdem ihr die Ausreise zu dem Mann, den sie liebte, nicht gestattet worden war – ein in Westberlin lebender Österreicher – und sie sich mittlerweile von der Staatssicherheit bedroht fühlte. Doch in Berlin leben durften sie nicht und landeten schließlich in der Provinz. Dort verliebte sie sich in jemand anderen und ließ sich schließlich scheiden, um sich neu zu verheiraten.
Lieselotte Hoffmann beschreibt nicht nur ihr Leben, sondern auch die deutsche Geschichte, der Jahre 1939 bis heute. Sie war dabei. Sie hat das zerstörte Berlin und die Mauer gesehen, hat erlebt wie diese gebaut wurde und wie sie fiel. Erlebte und überlebte Schicksalsschläge und hat sich doch eine positive Lebenseinstellung bewahrt. Diese spürt man auch in ihrer Autobiographie. Sie erzählt offen, dass sie sich manchmal naiv oder dumm benommen hat und dass sie ihr Verhalten aus heutiger Sicht in manchen Fällen kaum glauben kann.
Fazit: Ich lese nicht sehr oft Biographien oder Autobiographien. Aber diese hat mich interessiert. Ich muss dazu sagen, dass ich zu dieser Zeit einen persönlichen Bezug habe, meine eine Oma wurde 1926 geboren, meine andere in den 1930er Jahren. Vor allem meine ältere Oma hat mir als Kind und Jugendliche viel über ihre Kriegserlebnisse und die Zeit danach erzählt. Ich persönlich finde diese Zeugnisse unheimlich wichtig. Ich bin Jahrgang 1990 und bin in NRW geboren, ich kenne die DDR nur aus Geschichtsbüchern. Und gerade deswegen finde ich sind diese persönlichen Geschichten so wichtig. Sie bringen Geschichte auf eine Art nahe, wie sie kein nüchternes und um Objektivität bemühtes Sachbuch nahe zu bringen vermag.
Allerdings habe ich mich ab und an mit dem Stil etwas schwergetan. Die Sprünge empfand ich immer wieder als anstrengend. Manchmal war die Erzählung über längere Zeit stringent, dann wieder sprang sie in kurzen Abschnitten durch Lieselottes Leben.
Von mir bekommt das Buch 3,5 Sterne.