Ein interessanter Anfang, aber für mich verliert sich die Protagonistin im Verlauf der Handlung
Autor: Amy Lloyd
Titel: Unschuldig
Original Titel: Red River/ The innocent wife
Übersetzer/in: Cornelia Röser
Verlag: btb
Herkunft des Buches: Random House Blogger Portal
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783442717323
Seiten: 384
Veröffentlichungsdatum: 13.01.2020
Preis: 10,00€
Klappentext:
Dennis ist ein verurteilter Mörder. Sam glaubt an seine Unschuld. Sie und hunderte andere Menschen weltweit kämpfen in einer groß angelegten Kampagne für seine Freilassung. Onlineforen, Dokumentationen, Bücher liefern immer neue Beweise für seine Unschuld. Dennis ist attraktiv, charismatisch, ein Popstar. Trotz der Haft nähern Sam und er sich einander an, es ist die große Liebe, sie heiraten. Und Dennis kommt tatsächlich frei. Doch schon bald ahnt Sam: Das ist nicht der Mann, den sie zu kennen glaubt. Was ist damals wirklich passiert? Hat Dennis sie manipuliert? Wie konfrontierst du deinen Mann, wenn du die Wahrheit eigentlich gar nicht wissen willst?
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Link zur Verlagsseite: Unschuldig beim Random House Verlag
Bewertung: 2,5 Sterne
Rezension
Achtung: In diesem Buch werden Tiere misshandelt!
Habt ihr schon einmal einen Brief an jemanden im Todestrakt geschrieben? Nein? Nun Sam auch nicht, bis sie über den Fall von Dennis eine Dokumentation sieht. Der damals 18-jährige wurde wegen Mordes verurteilt, obwohl, das sieht Sam sofort, die Beweislage lückenhaft ist. Sie ist besessen! Fieberhaft durchforstet sie Onlineforen und sucht nach neuen Hinweisen. Bald ist ihre Welt fast vollkommen auf Dennis und seinen Fall zusammengeschrumpft und die User der Foren ihre besten und einzigen Freunde. Dann fasst sie sich endlich ein Herz und schreibt Dennis. Er antwortet und ein reger Briefwechsel entsteht. Sam ist verliebt und Dennis, wie er sagt auch. Sam kämpft um seine Freilassung – erfolgreich. Doch kennt sie Dennis wirklich? Wer ist der Mann für dessen Freiheit sie wie besessen geschuftet hat?
Ich muss vorneweg schicken, dass ich persönlich mir nie vorstellen konnte, wie es sein kann, dass sich jemand durch Briefwechsel mit einem Mann im Todestrakt verliebt. Dieses Buch liefert dafür eine Erklärung, oder zumindest einen Einblick in so eine Beziehung. Sam schliddert da irgendwie rein. Ihr mittlerweile Ex-Freund hat so vieles an ihr kritisiert und bemängelt, Dennis tut das nicht. Er schreibt ihr wunderschöne Briefe, öffnet sich ihr und findet immer die richtigen Worte, wenn ihm Sam ihr Herz ausschüttet. Sie ist einsam und er ist das auch.
Sam hat sich bereits sehr schnell emotional angreifbar gemacht, indem sie Dennis ihr Herz ausschüttet. Ich weiß nicht, ob das daran lag, dass sie von seiner Unschuld überzeugt ist, oder daran, dass er im Gefängnis sitzt und sie dadurch keine Gefahr darin sieht.
Ich persönlich gehöre ja eher zu den vorsichtigen Menschen und habe mir immer wieder gedacht: „oje, das würde ich aber nicht schreiben!“ Ich denke man kann nur begrenzt nachempfinden, wie so eine Beziehung funktioniert. Aber man kann anhand des Buches schön sehen, wie Sam da hineinrutscht und emotional immer mehr an Dennis hängt.
Was ich schade finde ist, wie das Buch sich verändert, als Dennis freikommt. Ich kann verstehen warum, aber ich fand es vorher viel besser. Der Dennis aus den Briefen ist so anders, als der Dennis in Wirklichkeit. Er ist so kalt und hat scheinbar null Interesse an Sam in welcher Hinsicht auch immer.
Und die Frage bleibt bestehen: was passierte mit den anderen Mädchen, deren Leichen nie gefunden wurden? Die von denen alle sagen, dass Dennis sie getötet hat, obwohl er nie dafür vor Gericht stand? Er ist doch unschuldig, oder etwa nicht?
Ich finde das Buch nicht schlecht. Das Buch ist in drei Handlungsteile geteilt, im Buch sind es Handlungsorte. Zuerst geht es um Dennis, der scheinbar unschuldig in der Todeszelle sitzt und um Sam, die sich in ihn verliebt und für seine Freilassung kämpft, was ja auch gelingt.
Der zweite Teil dreht sich um Dennis und Sam als Paar, obwohl sie das irgendwie nicht sind. Da ist keine Nähe, kein gar nichts. Sam versucht sich das andauernd schön zu reden, aber scheinbar lässt sie Dennis komplett kalt.
Der dritte Teil dreht sich dann um den Verdacht, bzw. die Misstöne, die Sam wahrnimmt, als sie mit ihm in seinen Heimatort reist, um das Haus seines Vaters auszuräumen.
Die Idee fand ich gut, den Anfang auch, aber mir war Dennis, sobald man ihn „live“ kennengelernt hat unsympathisch. Das hat jetzt nichts mit Schuld oder Unschuld zu tun, sondern einfach mit seiner Art. Ich empfand ihn als eiskalt und gefühllos, zumindest Sam gegenüber.
Die Wendung und Auflösung hatte ich schon so erwartet. An sich sind sie nicht schlecht aber irgendwie auch vorhersehbar. Was mich aber am meisten gestört hat ist, dass ich Sam schon vorher, schon kurz nachdem Dennis entlassen wurde, „verloren“ habe. Sie hat sich so sehr und in einer Art und Weise verändert, dass ich sie nicht mehr wiedererkannt habe. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie an Dennis festhält, nur um nicht allein zu sein, obwohl sie das in der Ehe mit ihm doch eigentlich auch war. Das ergab für mich leider keinen Sinn.
Das Buch zieht sich manchmal ziemlich. Eigentlich reiht sich eine Szene an die andere. Dennis ist gruselig. Dennis ist nett. Dennis ist gruselig. Dennis ist nett. Und immer so weiter. Irgendwann wird das leider langweilig.
Zum Schluss wird es dann spannend, aber eben auch verworren, als endlich die Auflösung kommt, die mich, wie gesagt nicht überrascht hat. Der Epilog dafür schon.
Fazit: Das Buch ist nicht schlecht. Aber ich hatte ehrlich gesagt etwas anderes erwartet. Das Buch entwickelt sich für mich in eine falsche Richtung. Ich hatte gedacht, die Beziehung zwischen Dennis und Sam würde sich komplett anders entwickeln.
Was die Autorin schön dargestellt hat ist, wie Sam in diesen Strudel gerät und von der Maschinerie, die Dennis frei bekommen will in Endeffekt überrannt wird. Aber ich kann ihr Verhalten oft später einfach nicht mehr nachvollziehen.
Das Buch bekommt von mir 2,5 Sterne, weil ich die Idee gut fand, mehr ist aber leider nicht drin.