Ich bin fassungslos über die Message des Buches
Autor: Louise O'Neill
Titel: Du wolltest es doch
Original Titel: Asking For It
Übersetzer/in: Katarina Ganslandt
Verlag: Carlsen
Herkunft des Buches: Bibliothek
Format: Gebundene Ausgabe
ISBN: 9783551583864
Seiten: 368
Veröffentlichungsdatum: 25.07.2018
Preis: 18,00€
Klappentext:
Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?
Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.
Link zur Verlagsseite: Du wolltest es doch beim Carlsen Verlag
Bewertung: 0,5 Sterne
Rezension
Achtung: Triggerwarnung: Vergewaltigung und „Victim blaming“ (Opferbeschuldigung)!
Achtung: die Message ist meiner Meinung nach absolut falsch und möglicherweise sogar schädlich!
Irland: Emma ist hübsch, beliebt und sie genießt es sich in der Bewunderung von Jungs zu Sonnen. Sie zieht sich gern sexy an. Doch dann ist dieses Leben vorbei. Ganz plötzlich gibt es diese Emma nicht mehr. Denn nach einer Party ist nichts mehr wie es vorher war. Emma wurde vergewaltigt von mehr als einem Jungen, kann sich an nichts mehr erinnern, aber jeder in der Schule und bald auch im ganzen Land weiß Bescheid und hält sie für eine Schlampe, denn sie haben die Fotos gesehen. Sie sagen Emma sei selber schuld.
Es dauert relativ lang bis etwas passiert, sprich bis die Tat passiert. Das Vorgeplänkel ist ziemlich lang. Man lernt Emma kennen und wie sie „tickt“. Dann findet die Party statt und der erste junge Mann „benutzt“ Emma. Danach gibt man ihr eine Tablette und sie hat einen Filmriss. Sie wird am nächsten Tag von ihren Eltern vor dem Haus gefunden.
Ich finde schon allein hier das Verhalten ihrer Eltern schrecklich. Emma hat einen schweren Sonnenbrand und sie zwingen sie in die Schule zu gehen?! Es geht keinen Moment darum, ob es ihr gut geht oder wie es dazu kam, dass sie dort lag. Sie sind einfach „enttäuscht“ oder wohl besser beschämt darüber, dass sie jemand dort gesehen haben könnte.
In der Schule wird Emma dann mit den Fotos konfrontiert. Furchtbare Fotos und ich finde es noch extremer, dass diese Typen ernsthaft der Meinung sind nichts Falsches getan zu haben! Und natürlich ist alles Emmas Schuld.
Die einzige die in meinen Augen richtig reagiert ist die Lehrerin, die Emma auf die Fotos anspricht und zur Polizei bringen lässt. Und ihr Freund Connor, der sie nicht aufgibt.
Alle anderen, vor allem Emmas Eltern benehmen sich absolut widerwärtig! Emma ist selbst schuld, Emma hat ihrer aller Leben zerstört. Geht’s noch?! Ja, es ist bestimmt nicht einfach für ihre Eltern, aber es schert sie kein Stück, dass ihre Tochter so verletzt worden ist, oder dass ihr ein Verbrechen angetan worden ist. Ich bin sowas von wütend!
Die Öffentlichkeit ist gespalten, aber die Mehrheit, so scheint es, ist gegen Emma. Sie ist „das Mädchen, dass behauptet“, „das Mädchen, dass beschuldigt“. Sogar in den Nachrichten wird ihr eine Mitschuld, wenn nicht gar die Schuld gegeben. Immerhin hat sie Alkohol getrunken und trug aufreizende Kleidung. Vielleicht hat sie ja mitgemacht und es hinterher bereut und behauptet deswegen, ein Opfer zu sein? Ich könnte wirklich zur Mistgabel greifen!
Achtung: ab hier sind Spoiler möglich!
Ich finde es wirklich schrecklich, wie dieses Buch mit dem Thema umgeht. Es bestärkt betroffene nicht darin zur Polizei zu gehen, im Gegenteil! Es stellt es so hin, als sei Emmas Leben so schlimm, weil sie bei der Polizei war. Sie macht es für alle komplizierter, schwieriger, etc.
Ich hatte gedacht, bei diesem Buch ginge es darum zu zeigen, wie ein Mädchen, dem so etwas angetan wird, lernt mit dem geschehenen zu leben und es zu überleben. Ich dachte es geht um ein Mädchen, dass vor Gericht zieht und wenigstens von ihren Eltern unterstützt wird. Leider trifft nichts davon zu. Es geht nur darum, wie alle immer weiter auf Emma herumhacken. Wie sie zu etwas wertlosem herabgestuft wird und für alle nur noch eine Last ist.
Ich finde das Buch sendet hier die vollkommen falsche Message! Wie kann man das in die Welt hinausschicken?! Ich meine ja, es macht das alles realistischer, weil es leider oft so läuft im echten Leben, aber ein so unglaublich deprimierendes Buch zu schreiben, über ein Mädchen, dass an dieser Tat zerbricht und statt ihm zu helfen nur noch weiter von allen mit Füßen getreten wird, bis sie nur noch eine leere Hülle ist, wie soll das „inspirieren“ oder „Mut machen“ oder für das Thema „sensibilisieren“? Eben: gar nicht.
Ich finde dieses Buch tritt das wichtige Thema mit Füßen!
Ende möglicher Spoiler!
Zudem waren die Charaktere sehr blass. Es gibt keine Tiefen. Nicht mal bei Emma, obwohl sie die Protagonistin ist. Man erfährt, was man ihr antut, wie schrecklich alle damit umgehen, aber man erfährt nie etwas über ihr Innenleben. Sie geht nie auf ihre Gefühle ein. Alle anderen Charaktere sind noch farbloser. Sie zeigen sich beinahe ausnahmslos nur als A...
Fazit: Leider kann ich dieses Buch nicht empfehlen, eher im Gegenteil. Ich finde es wird mit diesem so wichtigen und sensiblen Thema in einer Weise umgegangen, die zwar realistisch sein mag, aber die völlig falsche Message sendet. Das Ende fand ich absolut schrecklich. Ich möchte allen, die etwas in der Art erlebt haben dringend davon abraten dieses Buch zu lesen!
Ich empfand das Buch als deprimierend und meiner Meinung nach mag es ja realistisch sein, aber in meinen Augen tritt es das Thema mit Füßen. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich fassungslos.
Was mich zudem sprachlos macht ist, dass in dem Buch keine Triggerwarnung zu finden ist. Ich meine ja, durch den Klappentext ist klar, was Emma passiert ist, aber dennoch gehört für mich in so ein Buch eine Warnung.
Von mir bekommt es 0,5 Sterne.