Leider enttäuschend
Autor: Colson Whitehead
Titel: Underground Railroad
Original Titel: Underground Railroad
Übersetzer/in: Nikolaus Stingl
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Herkunft des Buches: gekauft
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783596702534
Seiten: 352
Veröffentlichungsdatum: 27.02.2019
Preis: 12,00€
Klappentext:
Der erste große Roman über das schwarze Amerika – ausgezeichnet mit dem National Book Award und Pulitzer Prize und ein Jahr ununterbrochen auf der New York Times-Bestsellerliste
Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben und Kopfgeldjägern, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit?
»Underground Railroad« ist ein Manifest über die Menschlichkeit und zugleich eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, in Amerika schwarz zu sein.
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Link zur Verlagsseite: Underground Railroad beim Fischer Verlag
Bewertung: 1 Stern
Rezension
Cora ist Sklavin in dritter Generation. Einst wurde ihre Großmutter von Männern aus ihrem Dorf verschleppt und dann mehrmals verkauft. Sie kennt kein anderes Leben und dennoch sehnt sie sich danach. Denn auf der Plantage, auf der sie Leben muss, gibt es weder Gerechtigkeit noch eine Chance auf ein friedliches Dasein. Brutale Gewalt ist an der Tagesordnung, ausgeübt nicht nur von den weißen Besitzern, sondern auch durch andere Sklaven, Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung und es gibt nichts, was sie dagegen tun kann, die Willkür regiert und sie hat nur die Wahl es zu ertragen, oder ihrem Leben ein Ende zu setzen, wie es so viele andere tun und getan haben. Cora aber findet noch eine dritte Möglichkeit: die Flucht.
Die Schilderungen, in welch schrecklichen Verhältnissen die Sklaven lebten, sind teilweise kaum zu ertragen. Vor allem, dass auch untereinander Gewalttaten in dem Maße verübt wurden, ist erschreckend.
Ich finde es allerdings sehr schade, dass es sich hierbei nicht um die Schilderung einer möglichen realen Flucht handelt, sondern um reine Fiktion. Die Underground Railroad, die so vielen Sklaven die Möglichkeit zur Flucht bot, wird hier umgedichtet in einen echten Zug. In Wirklichkeit war es aber kein Zug, der die Menschen in die Freiheit fuhr, sondern ein beschwerlicher Weg von Unterschlupf zu Unterschlupf. Fluchthelfer waren häufig Quäker, der richtige Weg markiert verbreitet durch Mundpropaganda. Ich hätte es schöner gefunden, wenn dieses Buch, das die Lebensumstände der Sklaven so realistisch widergibt, sich mehr an die historischen Tatsachen gehalten hätte.
Ja, hier dient diese Eisenbahn als Metapher, aber ich finde diese Uminterpretation der Geschichte schadet dem Buch enorm. Dadurch wird sie unglaublich unrealistisch, wo sie sich doch gerade am Anfang dadurch ausgezeichnet hat.
Der Autor hat für dieses Buch den Pulitzer Preis gewonnen, das hätte mich eigentlich schon misstrauisch stimmen müssen, denn nur selten hat mich ein mit einem solchen Preis bedachtes Buch wirklich überzeugt. „Die Asche meiner Mutter“ bildet hier die absolute Ausnahme, da das Buch bis heute zu meinen Lieblingen zählt, aber darum geht es nicht.
Dieses Buch wird damit beworben, dass es einem vor Augen führt, was es bedeutet in Amerika schwarz zu sein, aber durch die Herangehensweise im weiteren Verlauf der Handlung verliert es in meinen Augen diesen Anspruch.
Der Anfang ist total schockierend. Eine Grausamkeit jagt die nächste, von zwei unterschiedlichen Seiten begangen, die sich nicht mehr voneinander unterscheiden könnten. Doch indem das historisch sichere Terrain verlassen wird, wird in meinen Augen kein Denkmal gesetzt, sondern die Geschichte mit Füßen getreten. Das ist einfach schade!
Zudem ist der Schreibstil nicht meins. Es wird sich hier um Neutralität bemüht, Emotionen sucht man vergeblich. Da erzählt die Protagonistin von ihrer eigenen Vergewaltigung aber tut das als normal ab, als hätte es keinerlei emotionale Auswirkungen auf sie. Sie wird ausgepeitscht und – ja nichts weiter. Als Leser wird man total auf Abstand gehalten.
Leider ist das Buch auch immer wieder ziemlich zäh und langweilig, was auch an den fehlenden Emotionen liegen könnte. Es springt einfach der Funke nicht über. Die Protagonistin ist absolut austauschbar – was ja auch als Stilmittel fungieren könnte, doch dann sollten zumindest ein paar Gefühle beim Leser ankommen, selbst wenn es darum geht zu zeigen, dass dies eine Geschichte von vielen ist, dass es hunderte oder tausende Coras gab, aber wenn man eben kein bisschen mitfühlen kann, weil der Eindruck erweckt wird, die Protagonistin habe gar keine Gefühle, dann ist das einfach schade.
Es gibt auch jede Menge Wiederholungen und für mich auch immer wieder die falsche Wortwahl, die nicht in die Zeit gepasst hat.
Fazit: Für mich war das Buch leider nichts. Es konnte mich nicht packen und wurde meiner Meinung nach nicht dem gerecht, was der Anfang versprach. Mich hat die Umdichtung der Geschichte extrem gestört, ebenso, wie das Fehlen der Emotionen. Mich konnte das Buch nicht erreichen.
Von mir bekommt es 1 Stern.