Es gab Dinge, die mir sehr gefallen haben und Dinge, die mich ziemlich aufgeregt haben
Autor: Mila Summers
Titel: Verloren sind wir nur allein
Verlag: ONE
Herkunft des Buches: gekauft
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783846600948
Seiten: 432
Veröffentlichungsdatum: 28.02.2020
Preis: 12,90€
Klappentext:
Nach einem schweren Schicksalsschlag zieht Sky mit ihrer Mutter nach Texas. Ihre Mom will endlich alles hinter sich lassen, doch Sky kann und will vor ihrem Schmerz nicht davonlaufen. Sie fühlt sich so verloren wie nie zuvor. Doch dann trifft sie den 18-jährigen Jeff, und mit ihm stiehlt sich ganz zaghaft wieder mehr Licht in Skys Leben. Aber auch Jeff hat mit schrecklichen Erlebnissen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen. Können die beiden sich gegenseitig retten?
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Link zur Verlagsseite: Verloren sind wir nur allein beim Bastei Lübbe Verlag
Rezension
Vor zwei Jahren hat Sky ihren Vater verloren und trauert noch immer. Sie hat sich von der Welt abgekapselt und fühlt sich einfach total verloren. Dann wird sie von ihrer Mutter auch noch ans andere Ende der USA verfrachtet, weil die mit ihrem neuen Freund zusammenzieht, ohne Sky überhaupt nach ihrer Meinung zu fragen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, lebt unter dem gleichen Dach auch noch Rogers Neffe, der Sky tierisch auf die Nerven geht.
Sky tat mir so schrecklich leid! Sie trauert und fühlt sich sehr einsam. Ich kann verstehen, dass ihre Mutter sich neu verliebt aber auch, warum ihm Sky keine Chance geben will.
Ich finde es aber wirklich schlimm, dass ihre Mutter sie einfach nach Texas verfrachtet in ihrem letzten Schuljahr! Mal abgesehen davon, dass es sowieso schwer ist die Schule zu wechseln - ich spreche da aus Erfahrung - aber im letzten Schuljahr auch noch das finde ich doch sehr egoistisch von ihrer Mutter. Wenn Roger „der eine“ ist, dann ist er es auch noch in einem Jahr!
Was mich richtig wütend gemacht hat ist zum einen, dass sie Sky als hysterischen und überreagierenden Teenie darstellt, obwohl doch echt jede ausrasten würde, wenn da plötzlich einfach irgendein Kerl – Jeff, der Neffe – ins Schlafzimmer marschiert und die eigenen Sachen durchwühlt! Es kommt zu noch ein paar Situationen, in denen Sky direkt als egoistischer, überreagierender Teenie abgestempelt wird und das finde ich wirklich so richtig ungerecht.
Ja, Sky ist sehr dramatisch und wirkte auf mich anfangs auch leicht depressiv, aber es lässt sich durchaus nachvollziehen, wie Sky auf den Gedanken kommt, bei ihrer Mutter an letzter Stelle zu kommen.
Immer wieder wirkt es als würde ihre Mutter die Gefühle ihrer Tochter immer direkt als „zickig“ oder „schwierig“ abstempeln, anstatt sie ernst zu nehmen.
Klar reagiert Sky manchmal auch über und ist auch mal egoistisch, aber obwohl das Buch aus ihrer Sicht erzählt wird, positioniert es sich doch in meinen Augen zu oft auf der Seite ihrer Mutter.
Ich weiß auch wieso, aber es hat mich gestört.
Die Auflösung machte durchaus Sinn, aber das ist wieder so ein Fall, bei dem ich echt vor Wut an die Decke gehen könnte. Nur weil ein Charakter ein Teenager ist, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie dumm ist, oder mit der Wahrheit nicht klarkommt. Ja, die Eltern wollen ihre Kinder beschützen und nicht belasten, aber wenn sie sie wie Kleinkinder behandeln, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn es schief geht. Skys Mutter hat immer wieder ihre Gründe, ja, aber sie hätte vieles ganz anders lösen und besser machen können, wenn sie erkannt hätte, dass ihre Tochter eben schon fast erwachsen ist. Da wäre uns viel Drama erspart geblieben.
Bei mir erweckte Skys Mutter immer wieder den Eindruck, als würde sie Sky nicht respektieren. Besonders am Anfang war das extrem.
Die Handlung mit Jeff war mir am Anfang zu sehr mit Klischees gespickt. Die Streitereien, die eifersüchtige Freundin, deren miesen Charakter er auch dann nicht sieht, als er ihm ins Gesicht springt, etc. Es ist für mich zu viel. Dafür finde ich aber die Entwicklung toll, wenn Jeffs Charakter mehr tiefe bekommt und weniger eindimensional wird.
Fazit: Mir persönlich fährt das Buch zu sehr die „Teenager haben nie recht und die Erwachsenen immer“-Schiene. Ich finde es schade, dass immer diese Moral dabei sein muss, dass letztlich der Teenager im Unrecht ist, weil er dem Elternteil, mit dem es kracht, nicht in den Kopf sehen kann. Dass es aber letztlich vor allem daran liegt, dass der Elternteil sich nicht die Mühe macht mit dem Teenager vernünftig zu reden und die Gründe für sein Handeln zu erläutern, auf die Idee kommt immer keiner. Immer wieder werden Teenager als egoistisch und überreagierend dargestellt, aber wie sollen sie denn agieren, wie Erwachsene, wenn man ihnen nie etwas erzählt? Wenn sie immer nur die sind, über deren Kopf hinweg Entscheidungen getroffen werden, die sie einfach hinzunehmen haben und dann, wenn sie sich darüber aufregen auch noch durch die Blume als „egoistisch“, „überreagierend“ und „unvernünftig“ bezeichnet werden – das regt mich einfach immer enorm auf.
Das Buch macht aber eine schöne Wendung, auch wenn ich sie vorhersehen konnte. Ich mochte aber – später – die Dynamik zwischen Jeff und Sky ziemlich gern. Ich hätte es nur schöner gefunden, wenn Sky auch mal hätte recht haben dürfen und nicht alles darauf ausgelegt worden wäre zu beweisen, dass ihr Verhalten, ihre Gefühle, ihre Reaktionen immer „falsch“ gewesen sind.
Von mir bekommt das Buch 3 Sterne, weil es mich zu großen Teilen wirklich abgeholt hat, obwohl mich der Teil mit der Moral bzw. Message wieder mal ziemlich aufgeregt hat.