Es hätte wirklich mega sein können ...
Autor: Ramona Korr
Titel: Laufe nicht
Original Titel: -
Übersetzer/in: Ivy Winter
Verlag: -
Herkunft des Buches: Kindle Unlimited
Format: eBook
ISBN: -
Seiten: 260
Veröffentlichungsdatum: 28.04.2021
Preis: 0,99€ (KU)
Klappentext:
Ich beobachte dich seit Jahren. Ich folge dir. Und ich warte auf dich. Niemand wird dich jemals so lieben wie ich, und wenn ich dich nicht dazu bringen kann, mich zu lieben, dann muss ich dir das Fürchten lehren ...
Celeste
Ich war so kurz davor, aus dem eisigen Verlies, in dem ich geboren wurde, zu entkommen.
Alles, was ich tun musste, war, genug Geld zu verdienen, um mein Ticket in einen tropischen Garten Eden zu lösen: eine Ausbildung weit, weit weg, wo ich nie wieder die Wut meines Vaters oder den Fanatismus meiner Mutter fürchten musste.
Und niemand würde es je herausfinden, oder? Alles, was ich tun musste, war, für ein paar einsame Männer eine einzige Saison im Dunkeln zu tanzen.
Pluto
Ich bin von dem Moment an von dir besessen, als ich dich zum ersten Mal sah. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass ein Mädchen wie du an einem Ort wie diesem auftaucht. Zart, sanft, unberührt ... Jeden Tag frage ich mich, wie eine Orchidee wie du in einer eisigen Einöde wie dieser erblühen konnte.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dich lieben oder ob ich dich zerstören will, aber eines ist sicher ...
Ich will dich besitzen. Du bist jetzt Teil meiner Welt, und wenn du einmal in die Dunkelheit eintrittst, gibt es kein Zurück mehr.
Rezension
Triggerwarnung: Entführung, Gewalt, Stalking!
Celestes Leben ist die Hölle. Ihr Vater ist ein religiöser Fanatiker, der eine eigene Sekte gründen will. Er hat seine Familie isoliert und kontrolliert alles. Er reagiert mit Folter, brutaler Gewalt, und psychischem Missbrauch auf alles, was ihm nicht passt. Aber Celeste hat einen Traum: sie hat sich heimlich an der Uni von Hawaii beworben und wurde zugelassen! Jetzt muss sie nur noch genug Geld für den Flug verdienen, dann kommt sie endlich aus Alaska raus! Doch sie wird erwischt.
Pluto stalkt Celeste schon seit Jahren. Er ist besessen von ihr, hat sie aber noch nie angesprochen. Er weiß um ihre Lebensverhältnisse und wartet nur auf eine Gelegenheit, um ihr Retter sein zu können, aber ohne erwischt zu werden. Diese Gelegenheit kommt ganz plötzlich, als Celeste von ihrem Vater beinahe zu Tode geprügelt und Anfang Januar aus dem Haus geworfen wird. Wenn Pluto sie nicht mitnimmt stirbt sie – also ist es doch eigentlich kein Verbrechen, oder?
Dieses Buch geht an die Thematik Stalking, Entführung und Gefangenschaft ganz anders heran. Es stellt viele Fragen, auch zu den Hintergründen. Warum hat Pluto getan, was er getan hat? Wie kann Celestes Verhalten erklärt werden? Wer ist im Recht, wer im Unrecht?
Ich fand es sehr interessant, dass dieses Buch aus beiden Sichtweisen geschrieben war, wobei Pluto in der Du-Form erzählt. Ich mag diese Art der Erzählung sehr, vor allem bei dieser Art Buch. Das verstärkt dieses „Stalker-Feeling“ noch zusätzlich.
Man fragt sich von Anfang an, ob Pluto böse oder gut ist. Er hadert mit seiner Entscheidung, aber tut er das nur, weil er keinen Ärger will, oder weil er es wirklich bereut Celeste die Entscheidungsfreiheit genommen zu haben? Und wenn er das tut, dann nur, weil er nicht will, dass sie ihn hasst, oder ist es aufrichtig gemeint?
Es gibt viele Grauzonen in diesem Buch, was ich sehr gut finde. Denn eine Geschichte wie diese ist nie schwarz oder weiß. Genauso wie man den Gefühlen der beiden nicht wirklich trauen kann, denn sie sind natürlich von der Situation beeinflusst. Die Frage ist nur: wie sehr? Spielt Celeste ihre Gefühle nur? Oder lässt sie sich auf Pluto ein? Tut sie es, um zu überleben, oder meint sie es ernst? Ist er einfach im Vergleich zu ihrem Vater und ihrer Mutter das kleinere Übel? Oder leidet sie gar am Stockholm-Syndrom?
Es werden sehr viele Fragen aufgeworfen und zu einem großen Teil auch nicht beantwortet. Man wird gezwungen sich selbst eine Meinung zu bilden und ich persönlich mag sowas sehr gern.
Ich habe aber auch etwas Kritik. Zum einen gab es einige Übersetzungsfehler im Buch – es war nicht extrem viel, fiel mir aber mehr als einmal störend auf. Zudem wird ab und an mit der Du-Perspektive gebrochen, indem die falsche Form von Worten oder Bezeichnungen benutzt wird, z.B. „ihre“ statt „deine“.
Zudem fehlte mir immer wieder das Gefühl. Vor allem bei Celeste wäre da so viel drin gewesen. Aber anstatt bei ihr zu bleiben über längere Zeit in diesem Raum und ihr eine Gefühlsachterbahn zu verpassen, ist man nur bei alltäglichen Situationen dabei, ohne dass genauer auf ihr Befinden eingegangen wird. Das ist schade, denn das hätte dem Buch so viel mehr Tiefgang geschenkt.
Fazit: Ich fand die Idee und die Herangehensweise wirklich gut. Man wird gezwungen sich viele Fragen zu stellen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Sowas mag ich sehr gern. Allerdings fand ich es sehr schade, dass immer wieder das Gefühl fehlte. Gerade bei Celeste hätte man da so viel mehr rausholen können.
Sehr vieles blieb offen, aber gerade das fand ich gut. Man muss sich auch am Ende wieder eine eigene Meinung bilden und die Puzzle-Teile zusammenfügen. Es gibt mehrere Versionen, die passen können, aber welche ist die, an die du glaubst?
Hätte das Buch etwas mehr Tiefgang gehabt und Celestes Gefühle stärker herausgearbeitet, hätte es wirklich mega sein können, so ist es gut. Von mir bekommt es 3 Sterne.