Spannend und interessant - aber ich habe auch etwas Kritik
Autor/in: Jochen Frech
Titel: Plagiat
Verlag: Benevento
Herkunft des Buches: Rezensionsexemplar
Format: Gebundene Ausgabe
ISBN: 9783710901560
Seiten: 400
Veröffentlichungsdatum: 21.04.2023
Preis: 24,00€ (Print)
18,99€ (eBook)
Klappentext:
Eine charismatische Kanzlerkandidatin verspricht eine strahlende Zukunft - und den Wahlsieg. Eine emeritierte Professorin stößt auf Tagebuchauszüge und stellt Ungereimtheiten fest. Zufall oder Fälschung?
Kurz darauf wird ein junger Historiker tot aufgefunden, vermeintlich Suizid.
Carla, die Schwester des Toten glaubt weder an Selbstmord noch an Zufälle. Sie fängt an Fragen zu stellen. Und rührt damit an ein Komplott, dessen Ausmaß alle Beteiligten unterschätzt haben.
Link zur Verlagsseite: Plagiat beim Benevento Verlag
Rezension
Triggerwarnung: Gewalt, Beschreibung von gefolterten Menschen, Erwähnung von extremer Gewalt gegen Tiere.
Carla hat gerade einen persönlichen Meilenstein erreicht, als sie unsanft zurück auf den Boden der Tatsachen gestoßen wird. Ihr Bruder hat ihr diverse kryptische Nachrichten geschickt und wird wenig später tot aufgefunden. Angeblich Suizid. Doch Carla weiß, dass er das niemals getan hätte. Doch warum sterben plötzlich immer mehr Menschen, mit denen Carla darüber gesprochen hat?
Carla ahnt nicht, dass auch sie längst in tödlicher Gefahr schwebt.
Das Buch spielt auf vielen Ebenen, man folgt vielen verschiedenen Charakteren und wechselt sehr oft den Ort. Manchmal hat mich das verwirrt, vor allem, wenn es keine Überleitung oder Vorbereitung darauf gab und man einfach in diese neue Situation geworfen wurde.
Aber die Geschichte an sich ist sehr spannend und interessant. Als Leser weiß man von Anfang an viel mehr, als Carla. Man ist dabei, wie die Kanzlerkandidatin sich mit ihren geheimnisvollen Unterstützern trifft, wie die ihr von dem „Problem“ mit ihrer Doktorarbeit erzählen und dass sie es „aus der Welt“ schaffen werden. Doch was das für Ausmaße annimmt, ist dann schon echt erschütternd.
Ich fand es etwas schade, dass man mitten hineingeworfen wurde in diese Ausgangslage. Ich persönlich hätte es interessant gefunden, schon früher einzusteigen, nämlich da, als der erste Verdacht aufkam, es könne sich um ein Plagiat – eigentlich sogar mehr als das – handeln. Ich hätte auch gern Carlas Bruder über die Schulter geschaut, wie er das überprüft und irgendwann merkt, wie groß die ganze Sache ist.
Immer mehr Sichtweisen kommen dazu, einige davon dienen nur dazu, dass man bei ihrem jeweiligen Mord dabei ist. Andere sind aus der Sicht der Tätergruppe geschrieben, für die ein Menschenleben keine Bedeutung hat.
Es ist interessant, wie alles zusammengefügt wird, Stück für Stück und wie auf einer anderen Ebene die „Bösen“ verhindern, dass dies geschieht und wieder andere, versuchen, Carla zu helfen. Die Ausmaße werden einem dabei mehr und mehr bewusst und nach dem Lesen des Buches weiß man nicht mehr, ob man jemals wieder einen Politiker ohne das Buch im Kopf ansehen kann.
Mir persönlich zog es sich ab und an ein wenig, gerade, wenn man nicht wusste, warum einem jetzt eine bestimmte Szene gezeigt wurde, die auf den ersten Blick eigentlich keine Bedeutung für den Rest des Buches hatte. Dafür ging es mir gegen Ende zu schnell, da hatte ich manchmal das Gefühl, dass eine Zwischenüberlegung oder ein Zwischenschritt fehlte.
Zudem wurde es mir stellenweise zu brutal, wenn die Folter beschrieben wurde, die jemand erlitten hatte oder wenn wie nebenbei darüber gesprochen wurde, wie furchtbar in manchen Gebieten mit Hunden umgegangen wurde. Das sind Bilder, die ich nicht in meinem Kopf haben will. Da wäre eine Warnung nett gewesen.
Fazit: Ich fand das Buch sehr spannend und interessant, stellenweise aber auch etwas verwirrend. Ab und an zog es sich durch die vielen Sichtweisen und Sprünge, da man bei einigen lange nicht wusste, wozu die eigentlich gut sein sollten.
Die Geschichte an sich gefiel mir sehr gut, allerdings fehlten mir zum Ende hin ein paar Zwischenschritte und -gedanken.
Mit Carla wurde ich leider nicht wirklich warm. Auch die anderen Charaktere blieben auf Distanz.
Mir war es manchmal auch zu brutal, gerade wenn detailliert beschrieben wurde, welche Folterwunden jemand erlitten hatte oder wenn darüber gesprochen wurde, wie brutal Tiere ermordet worden sind. Das sind Bilder, die ich nicht in meinem Kopf haben möchte. Ich wäre hier für eine Warnung dankbar gewesen.
Von mir bekommt das Buch ganz knappe 3,5 Sterne.