Einblicke in das Leben eines antiquarischen Buchhändlers
Autor: Shaun Bythell
Titel: Tagebuch eines Buchhändlers
Original Titel: The Diary of a Bookseller
Übersetzer/in: Mechthild Barth
Verlag: btb
Herkunft des Buches: gekauft
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783442718658
Seiten: 448
Veröffentlichungsdatum: 12.09.2019
Preis: 11,00€
Klappentext:
Wigtown, Schottland. The Book Shop, die größte Second-Hand-Buchhandlung des Landes, ist ein Paradies für Buchliebhaber. Die Bücherregale reichen bis zur Decke, die Regalböden hängen durch ob ihrer verführerischen Last. Es gibt alles, was das Herz begehrt. Was Sie als Kunde nicht sehen, sind die Probleme im Hintergrund, mit denen sich der Besitzer Shaun Bythell herumschlagen muss. In seinem »Tagebuch eines Buchhändlers« finden Sie alles: exzentrische Kunden, unhöfliche Angestellte und eine ständig leere Kasse, aber auch den Nervenkitzel eines unerwarteten antiquarischen Fundes und den Charme der Küstenkleinstadt Wigtown. Tauchen Sie ein in die Welt des Buchhandels und lassen Sie sich verzaubern!
Donnerstag, 24. April
Online-Bestellungen: 3
Gefundene Bücher: 3
Eine ältere Kundin erzählte mir, dass das nächste Buch ihres Buchclubs Dracula sei, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, was er geschrieben hatte.
Kasse insgesamt £160,70
14 Kunden
Leseprobe: Für die Leseprobe bitte hier klicken
Link zur Verlagsseite: Tagebuch eines Buchhändlers beim Rowohlt Verlag
Bewertung: 2,5 Sterne
Rezension
Shaun Bythells ist der Inhaber des größten Second-Hand Buchladens in Schottland. Er erzählt in Tagebucheinträgen von seinem Leben und seiner Arbeit. Dabei erfährt man auch, wie es finanziell läuft, nämlich schlecht. Shaun verkauft antiquarische Bücher und für die interessieren sich nicht gerade viele Menschen. Die meisten kaufen sowieso im Internet und selbst dort ist man, so Shaun, als Händler leicht mittels der Bewertung erpressbar. Trotzdem will er nicht aufgeben und seinen Laden am Leben halten. Trotz der eigenwilligen und manchmal schlichtweg nervigen Kundschaft – wenn sich denn mal jemand in seinen Laden verirrt – und obwohl ihn regelmäßig kleine und große Katastrophen heimsuchen.
Ich fand es sehr interessant etwas mehr über den Buchhandel zu erfahren. Die Anekdoten die Shaun zum Besten gibt, sind teilweise wirklich sehr lustig und sein Personal auch faszinierende Charaktere. Im Großen und Ganzen zieht sich das Buch aber sehr und ist auch immer wieder ziemlich deprimierend.
Das größte Plus des Buches ist Shauns Sarkasmus und seine bissigen Kommentare, sowie die skurrilen Kunden. Das größte Minus für mich die Langatmigkeit. Man muss sehr aufpassen, um nicht wegzudriften, besonders bei den Passagen, in denen der (langweilige) Alltag beschrieben wird, statt eines besonders witzigen Erlebnisses. Aber es ist nun mal ein Tagebuch und wie bei jedem Menschen sind nicht alle Tage witzig, spannend oder inspirierend. Es wiederholt sich viel und oft verlaufen auch die Begegnungen mit Kunden nach einem ähnlichen Schema. So ist es zwar im realen Leben, aber wenn man ein Buch liest, sorgen solche Passagen dafür, dass man sich irgendwann denkt: „passiert auch mal was anderes?“
Interessant wird es auch dann, wenn er seine Heimatstadt beschreibt, die in einem von der Welt vergessenen Teil Schottlands liegt und bei der es immer wieder wirtschaftlich auf und ab geht, aber selten einfach mal „läuft“.
Ebenso interessant sind die Hintergrundinformationen über den Buchhandel in Großbritannien, über den man hier in Deutschland nicht wirklich viel weiß, außer vielleicht noch, dass es dort keine Buchpreisbindung gibt.
Was mir ebenfalls gut gefallen hat, waren die Fotos aus dem Buchladen. Das ruft einem immer wieder in Erinnerung, dass es sich um einen echten Laden handelt und die Menschen, die im Tagebuch erwähnt werden in Wirklichkeit existieren.
Shauns Frust auf sich – überwiegend deswegen, weil er den Laden ziemlich unvorbereitet gekauft hat und es seit dem eigentlich immer nur abwärts geht – und auf seine Kunden, die immer nur Handeln wollen oder ihm mit einer schlechten Bewertung im Internet drohen, egal ob das Buch nun ankommt oder nicht zieht sich als roter Faden durch das Buch. Man kann den Frust verstehen, ich meine, wer von uns kauft nicht regelmäßig im Internet ein? Die kleinen Buchläden sterben und antiquarische Buchläden sowieso. Kaum noch ein Mensch interessiert sich für antiquarische Bücher, was ich persönlich schade finde, aber auch selbst zugeben muss, dass ich früher öfter durch die Antiquariate gestreift bin auf der Jagd nach Schätzen.
Mir tat Shaun durchaus leid. Ich wünschte mir mehr als einmal für ihn, dass es endlich aufwärts geht und er nicht mehr so zu kämpfen hat. Andererseits ist unsere Zeit nun mal im Wandel und den kann keiner aufhalten.
Fazit: Ich fand das Buch durchaus interessant, aber es hat auch definitiv seine Längen und davon nicht zu knapp. Es ermöglicht einen Blick in das Leben eines antiquarischen Buchhändlers in Schottland und damit erzählt das Buch eine gänzlich neue Geschichte. Shaun erzählt auch über seine Heimatstadt und die Menschen, die dort leben und an deren Leben er auf unterschiedliche Weise anteilnimmt.
Aber es ist kein Buch, dass man in einem Rutsch locker leicht lesen kann. Es zieht sich und manchmal deprimieren einen Shauns Schilderungen auch. Vor allem dann, wenn sich einige Situationen wiederholen muss man wirklich aufpassen nicht wegzudriften und bei der Stange zu bleiben. Ich habe mich leider auch immer wieder gelangweilt.
Das Buch bekommt von mir 2,5 Sterne.