Schöne Liebesgeschichte, aber die Messages sind meiner Meinung nach völlig falsch
Autor: Kelly Oram
Titel: Cinder & Ella
Original Titel: Cinder & Ella
Übersetzer/in: Fabienne Pfeiffer
Verlag: ONE
Herkunft des Buches: Bibliothek
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783846600702
Seiten: 449
Veröffentlichungsdatum: 28.09.2018
Preis: 12,90€
Klappentext:
Ella hat ein hartes Jahr hinter sich. Ihre Mutter starb bei einem Autounfall, den sie selbst nur knapp überlebte. Nach etlichen Klinikaufenthalten zieht sie nun zu ihrem Vater und dessen neuer Familie. Dabei will Ella nur eins: Alles soll so sein wie früher. Sie vermisst ihre Mom, ihren heißgeliebten Bücher-Blog - und Cinder, ihren Chatfreund.
Brian Oliver ist der neue Star am Hollywoodhimmel. Doch der Ruhm hat seine Schattenseiten, echte Freunde sind selten geworden. Vor allem vermisst er seine Chatfreundin Ella, mit der er unter seinem Nickname Cinder stundenlang gechattet hat. Als die sich nach einem Jahr Funkstille plötzlich wieder meldet, ist Brian überglücklich. Langsam wird ihm klar, dass er mehr will als nur Freundschaft. Doch Ella hat keine Ahnung, wer er in Wirklichkeit ist ...
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Link zur Verlagsseite: Cinder & Ella beim Bastei Lübbe Verlag
Rezension
Ellas Leben ist perfekt! Gut, ihr Vater hat sie verlassen, als sie acht Jahre alt war, aber davon abgesehen, ist alles perfekt. Sie ist hübsch, hat viele Freunde und ein unfassbar gutes Verhältnis zu ihrer Mutter. Zudem hat sie einen besten Internet-Freund namens Cinder mit dem sie über alles reden kann und in den sie verliebt ist. Doch Ellas Leben ändert sich von einem Moment auf den anderen, als ein Autounfall ihr nicht nur ihre Mutter nimmt, sondern auch 70% ihrer Körperoberfläche verbrennt. Ella muss sich Schritt für Schritt ins Leben zurückkämpfen und damit klar kommen, dass sie jetzt bei ihrem Vater und dessen neuer Familie Leben muss und zudem überall auf dem Körper schreckliche Narben hat.
Ich bin zwiegespalten bei diesem Buch. Einerseits ist es total berührend und die Liebesgeschichte ist wirklich schön zu lesen, aber andererseits ist das Buch so unglaublich ungerecht, dass ich schreien möchte.
Achtung: leichte Spoiler ab hier möglich! Aber ich kann die Rezension dieses Mal leider nicht schreiben, ohne diese leichten Spoiler in Kauf zu nehmen, weil mich so vieles so extrem aufgeregt hat, dass ich es rauslassen muss.
Ella wird so schrecklich behandelt, entmündigt und gemobbt. Ja, später sollte der Großteil als „Missverständnisse“ und „Fehlinterpretationen“ Ellas verpackt und umgedichtet werden, aber das ist so unglaubwürdig, dass es mich nur noch wütender gemacht hat. Hier merkt man, dass es ein Jugendbuch ist, die Message, wenn es irgendwo in der Familie kracht ist immer: Der Teenager hat unrecht! Der Teenager hat überreagiert, hat alles falsch verstanden und selbst wenn nicht hat er unrecht, einfach weil die Erwachsenen immer recht haben müssen.
Alle waren grausam zu Ella, Mitschüler und Familie, das lässt sich nicht in rosarot umdichten!
Gut, das mit den Mitschülern macht das Ganze realistischer, denn seien wir ehrlich, Mitschülern reicht oft viel weniger für Mobbing-Attacken, da muss man nicht erst wie Ella viele Narben haben – ich wurde gemobbt, ich weiß wovon ich rede – aber bei Ella ist es einfach zutiefst grausam und böse. Und was passiert? Natürlich nichts. Statt dafür zu sorgen, dass Ella nicht mehr attackiert wird, wird ihr mit Schulverweis und Sonderschule gedroht, wenn sie sich nicht „einfügt“ – geht’s noch?! Statt auf sie zu hören und sie ihren Abschluss online machen zu lassen, lässt man sie durch die Hölle gehen, damit sie ihre sozialen Kompetenzen nicht verliert oder sich einigelt. Da ist es doch besser ein depressionsgefährdetes Mädchen durch die Hölle zu schicken, das fördert ja auf keinen Fall Depressionen, wenn man jeden Tag so behandelt wird!
Gleichzeitig wird Ella von allen Seiten bevormundet und unter Druck gesetzt. Ja, sie hat versucht sich etwas anzutun, aber das war als sie extreme Schmerzen hatte. Sie jetzt immer noch zu behandeln, als wüsste sie nicht, was gut für sie ist, oder auch nur was sie will, ist einfach übertrieben.
Was ich noch schlimmer fand, war ihr Vater. Er hat sie verlassen als sie 8 Jahre alt war und den Kontakt abgebrochen. Er hat ihr nicht einmal mehr zum Geburtstag eine Karte geschickt! Am Anfang noch unregelmäßig, als sie 14 war gar nicht mehr. Und jetzt tut er so, als würde er sie so sehr lieben. Ja, vielleicht liebt er sie, kann sein, aber trotzdem ist das, was er tut noch lange nicht richtig oder zu ihrem Besten. Er hat die Wohnung ausgeräumt und Ella nur das gelassen, was er meinte, dass sie haben sollte. Er hat Geld, er hat ein riesiges Haus, da hätte er ihre signierten Bücher locker mitnehmen können, statt sie zu spenden. Vielleicht weiß er wirklich nicht, wie viel sie ihr bedeutet haben, aber dass er nicht einmal auf die Idee gekommen ist, sie zu behalten sagt finde ich einiges aus.
Schlimmer als das ist aber seine Verweigerungshaltung seiner neuen Familie gegenüber. Sie sind grausam und gemein zu Ella und er tut so, als wäre das nichts. Seine Frau versucht wenigstens immer wieder so zu tun, als würde sie Ella nicht ablehnen und hässlich finden, aber die Töchter nicht. Die sind so furchtbar zu ihr, dass ich noch immer vor Wut heulen könnte. Ja, die eine kriegt sich später ein, aber die andere? Ich habe noch nie von einem so vorsätzlich bösartigen Menschen gelesen, sie schlägt echt jeden Bösewicht. Und was passiert? Wird sie direkt ermahnt? Nein. Erst als es eskaliert kriegt sie Hausarrest. Wie schlimm. Ella wird für jede Träne zum Psychiater gescheucht, aber dieses bösartige Miststück nicht? Dabei hätte die es auch echt nötig. Und die Moral daraus? Ella soll sich in sie hineinversetzen, Ella hat sich ja in ihr Leben gedrängt. Kann man eine noch falschere Botschaft senden?
Ja, dieses Buch kann es.
Es gab eine Szene, die für mich das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ellas Vater meldet sie an einer Privatschule an, mit Schuluniform: kurze Röcke und das bei Ellas Narben! Sie hat ihn angebettelt sie auf die öffentliche Schule zu schicken, hat eine Panikattacke und was macht er? Verständnis? Mitgefühl? Fehlanzeige! Er lacht sie aus. Ab diesem Moment hatte er bei mir endgültig verloren.
Zumal ich die Erklärung am Ende für sein Verhalten auch absolut verabscheue. Ja, man kann sich in ihn hineinversetzen und ja damals ist einiges schiefgelaufen, aber das gibt ihm trotzdem nicht das recht sich so zu benehmen oder rechtfertigt sein Verhalten. Aber Ella soll ja verstehen, vergeben und verzeihen. Und erst als sie das tut, darf sie wieder mündige Entscheidungen treffen. Das ist auch wieder so die falsche Message! Hier wird von allen Seiten auf Ella eingeprügelt, sie soll etwas so verstehen, sie soll so fühlen, sie muss vergeben, vergeben, vergeben, bis sie es selbst glaubt, dass das teilweise ihre Schuld ist – geht’s noch?! Das Verhalten ihrer Stiefschwester ist sowas von nicht ihre Schuld! Ich könnte da echt mein Mittagessen von mir geben. Ich habe so eine Wut!
Das positivste an diesem Buch ist, mein Mitgefühl für Ella, die mich wirklich immer wieder zu Tränen gerührt hat und die Liebesgeschichte, die zwar am Schluss etwas kitschig wird, aber ansonsten echt schön ist.
Fazit: Ich bin echt zwiegespalten. Die Liebesgeschichte allein würde von mir 4,5 Sterne bekommen. Der Rest und vor allem die Messages die da verbreitet werden, haben mich aber so wütend gemacht, dass ich dafür nur 1 Stern vergeben würde. Ich empfand die Handlung oft als zu überzogen und unrealistisch. Klar, man muss ja dem Märchen irgendwo gerecht werden und der Vorlage irgendwie folgen, aber für mich hätte man sich hier nicht so in Extreme stürzen müssen.
Insgesamt reicht es für mich nur für 2,5 Sterne. Einfach schade! Das Buch hätte so schön sein können, wenn es nicht so übertrieben ungerecht wäre und nicht diese in meinen Augen völlig falschen Messages verbreiten würde.