Dieses Buch hat bei mir einige alte Wunden aufgerissen
Autor: Jessica Koch
Titel: Wenn das Meer leuchtet
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Herkunft des Buches: Geschenk
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783499004339
Seiten: 336
Veröffentlichungsdatum: 15.09.2020
Preis: 10,00€
Klappentext:
Marie ist neu auf dem College. Hier in Kalifornien ist alles anders - und doch genau so, wie es für sie schon immer war: Ausgrenzung und Ablehnung bestimmen ihren Alltag, und so zieht sie sich in sich selbst zurück. Doch eine dramatische Bedrohung zwingt sie zum Handeln. Plötzlich wird ihr Leben zum Spießrutenlauf, und von einem auf den anderen Tag ist alles anders. Denn was tust du, wenn derjenige, der dich bedroht, auf einmal der einzige ist, der dir beisteht? Können Menschen sich so grundlegend verändern? Kann aus Angst Liebe werden?
Link zur Verlagsseite: Wenn das Meer leuchtet beim Rowohlt Verlag
Rezension
Triggerwarnung: Mobbing!
Marie hofft auf einen Neuanfang. Ihre High School Jahre waren schrecklich und geprägt von täglichem massivem Mobbing. Jetzt, so hofft sie, wird alles besser. Immerhin steht die Uni im Ruf familiär zu sein. Doch eines Abends erwischt sie ihre Mitbewohnerin bei ihrem geheimen Hobby – Marie malt mit Blut, ihrem eigenen. Sie verdreht alles, um sich vor ihren Freunden und vor allem Jayden, dem Sportstar, zu profilieren und plötzlich befindet sich Marie wieder im mitten im Sturm des Mobbings. Doch dieses Mal ist es schlimmer. Das Ziel scheint nicht Maries Demütigung und Isolation zu sein, die Clique scheint Marie endgültig zerstören zu wollen und macht vor nichts Halt.
Plötzlich ist es aber ausgerechnet Jayden, der Marie gegenüber Freundlichkeit an den Tag legt, ausgerechnet er, der sie einst mit dem Tod bedroht hat. Was soll sie davon halten? Kann sie ihm vertrauen? Können sich Menschen so sehr ändern? Und was, wenn Marie ihm vertraut und sich am Ende herausstellt, dass das alles nur ein grausamer Scherz ist? Würde Marie das überstehen, oder daran zu Grunde gehen?
Selten ist es mir so schwer gefallen ein Buch zu lesen. Dieses Buch hat so viel in mir wieder aufgewühlt und ich habe verdammt viel geweint.
Marie macht die Hölle durch. Sie wurde schon früher gemobbt, aber jetzt, am College ist es noch schlimmer. Die Clique, die das alles in Gang setzt und am Laufen hält scheint sich nicht damit zufrieden zu geben Marie zu verletzen und am Boden zu sehen, sie wollen sie zerstören.
Das Mobbing ist wirklich heftig und hat so viel in mir aufgewühlt. Leser meines Blogs wissen schon, dass ich selbst während meiner Schulzeit massiv gemobbt wurde und jeder, der das erleben musste weiß, wie tief diese Wunden reichen. Manchmal glaube ich, dass sie nie vollständig verheilen werden.
Ich kann so gut nachvollziehen, wie Marie sich fühlt. Das liegt nicht nur am Schreibstil, der einem das echt verdammt nah bringt, sondern eben auch an meinen eigenen Erfahrungen. Ich weiß, wie sehr Worte weh tun können und wie nachhaltig sie einen schädigen können. Ich weiß, wie es ist, wenn man niemandem mehr vertrauen kann. Wenn man hinter jedem freundlichen Wort, hinter jeder freundlichen Geste sofort eine Falle vermutet.
Umso glaubhafter war für mich Marie und ihr Verhalten. Ihre Verwirrung. Ihre Angst vor der Hoffnung.
Ganz ehrlich? Am Anfang wollte ich Jayden wirklich verdammt weh tun und ich habe lange gebraucht, um mir ein Urteil über ihn zu bilden. Ich möchte nicht spoilern, deswegen darf ich nicht mehr sagen. Nur so viel: er ist beliebt und hat keine Ahnung davon, wie es ist es nicht zu sein oder sogar das Gegenteil davon. Er hat keine Ahnung, welch ein Schaden angerichtet werden kann in der Seele eines anderen, durch Mobbing. Meine Hoffnung ist es einfach, dass die Leser dieses Buches erkennen, wie zerbrechlich die Seele eines Menschen ist und in Zukunft achtsamer sind, als sie es vielleicht vorher waren.
Fazit: Dieses Buch zählt für mich zu den schwersten, die ich jemals gelesen habe. Nicht wegen des Inhalts oder des Schreibstils, die fand ich super, nein, wegen des Themas: Mobbing. Dieses Buch hat so viel in mir aufgewühlt, dass ich nicht nur zwischendrin viel geweint habe, sondern auch jetzt, beim Tippen dieser Rezension nicht aufhören kann, Tränen zu vergießen.
Man ist so nah an Marie und erlebt das Mobbing mit ihr. Das macht das Buch so gut, aber auch für diejenigen, die selbst ähnliche Erfahrungen machen mussten auch nicht so leicht zu lesen. Es ist emotional heftig und reißt alte Wunden auf.
Aber ich finde es ist ein sehr wichtiges Buch, weil es schonungslos vor Augen führt, was Mobbing mit einem Menschen machen kann, wie es einen langsam zerstört.
Das Ende des Buches war nicht zu 100% meins, passt aber zum Buch. Ich hätte es mir zwar etwas anders gewünscht, aber es stört mich jetzt auch nicht extrem.
Von mir bekommt dieses Buch 5 Sterne.