Sehr berührend, aber ich hätte den Protagonisten auch gern mal verprügelt
Autor: Amy Harmon
Titel: Making Faces
Original Titel: Making Faces
Übersetzer/in: Corinna Wieja / Jeannette Bauroth
Verlag: LYX
Herkunft des Buches: Lesejury Prämie
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783736312814
Seiten: 384
Veröffentlichungsdatum: 30.10.2020 (Neuauflage)
Preis: 12,90€
Klappentext:
Sterben ist einfach. Die wahre Herausforderung ist das Leben.
Seit sie denken kann, ist Fern Taylor in Ambrose Young verliebt. Ambrose, der überall beliebt ist und so schön, dass ein unscheinbares Mädchen wie Fern niemals auch nur auf die Idee gekommen wäre, bei ihm eine Chance zu haben. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihrem besten Freund Bailey, der an den Rollstuhl gefesselt ist, aber dennoch das Leben mit jeder Faser aufsaugen will. Eigentlich schien es ganz klar, was die Zukunft für sie bereithält. Bis zu dem Moment, als Ambrose Fern endlich »sieht«, aber so zerbrochen ist, dass sie nicht weiß, ob ihre Liebe genug sein wird ...
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Link zur Verlagsseite: Making Faces beim Bastei Lübbe Verlag
Rezension
Fern war schon immer in Ambrose Young verliebt, aber er hat sie nie beachtet. Warum sollte er auch, selbst ihre Mutter weiß, dass Fern nicht hübsch ist und ein Sport-Ass wie Ambrose, der noch dazu aussah wie ein Gott, würde nie ein Mädchen beachten, das nicht hübsch ist. Und so verbringt Fern ihre Tage vor allem damit ihrem Cousin, der an einer seltenen Krankheit leidet, beizustehen und genießt es ihren besten Freund immer bei sich zu haben.
Doch das Leben schlägt zu und als Ambrose aus dem Krieg zurückkehrt, ist nichts mehr von dem strahlenden Gott übrig. Fern liebt ihn immer noch, aber reicht ihre Liebe, um ihn aus dem dunklen Loch herauszuholen, in das er gefallen ist?
Dieses Buch war für mich nicht ganz einfach. Einerseits hat es mich mehrmals zum Weinen gebracht, vor allem wegen des vielen Schmerzes, den so viele in diesem Buch erleiden müssen, andererseits hätte ich Ambrose gern mehr als einmal eine reingehauen.
Fern ist ein grundguter Mensch. Sie ist immer nett und freundlich, sie verurteilt nie jemanden und sie gibt jedem Menschen immer und immer wieder eine weitere Chance. Seit sie denken kann, ist sie in Ambrose Young verliebt und leidet darunter, dass er sie nicht wahrnimmt. Doch sie nimmt es ihm nicht übel. Sie ist trotzdem immer da und steht ihm bei, sollte er sie brauchen.
Dann eines Abends küsst er sie, nachdem er einige Bier zu viel getrunken hat und Fern weiß nicht, was sie davon halten soll. War es ein Spiel? Eine Wette? Oder war er einfach so betrunken, dass ihm egal war, wen er da küsst?
Ambrose weiß selbst nicht, was er von Fern will. Sie ist nicht hübsch und deswegen eigentlich nicht interessant. Aber sie ist klug und nett und irgendwie schleicht sie sich immer wieder in seine Gedanken. Das Problem ist nur, dass man nie weiß, was er wirklich für sie fühlt. Mal denkt er Dinge über sie, die einen glauben lassen, dass er Fern wirklich mag, sie vielleicht sogar insgeheim liebt. Dann jedoch denkt er wieder Dinge, für die ich ihm eine kleben will, weil er in Fern einen Trostpreis sieht.
Es geht in diesem Buch um so vieles: innere und äußere Schönheit, Liebe und Selbsthass, Mitgefühl, Mitleid, Verlust und Trauer. Die Charaktere treffen ihre Entscheidungen, einige werden einigermaßen glücklich, andere stürzen sich und andere ins Unglück, weil sie sich von äußerer Schönheit, oder dem Fehlen eben jener blenden lassen. Letztlich werden viele Leben zerstört und einige verloren.
Ich habe viel geweint. Mir taten sowohl die Toten, als auch die Lebenden leid, die Zukunft, die sie gehabt hätten, wenn.
Mir tat auch Ambrose leid, aber ich habe ihn auch immer wieder verprügeln wollen, wenn er mich wieder an seinem Charakter und seinen Gefühlen zweifeln ließ. Mir tat Fern leid, weil sie immer das Wohl aller anderen vor ihr eigenes stellt und nie dafür belohnt wird. Mir tat Bailey leid, der so viel tun und erleben wollte, aber durch seine Krankheit nichts davon jemals erleben oder tun kann.
Fazit: Ja, immer wieder greift das Buch auch zu Klischees und die christliche Message kann nicht überlesen werden, so oft, wie sie zu Wort kommt und einen mit einer Latte verprügelt. Aber trotzdem ist das Buch sehr berührend und bewegend. Ich habe viel geweint, war aber auch oft wütend, vor allem auf Ambrose, der gefühlt alle paar Seiten hin und her geswitched ist und sich nicht entscheiden konnte, ob er Fern nun will, oder nicht. Ob er sie mag, oder in ihr einen Trostpreis sieht.
Von mir bekommt es 4 Sterne.