Nicht ganz einfache Charaktere, einiges an Drama, aber nicht schlecht
Autor: Ella Yunis
Titel: Wir in den schönsten Farben
Verlag: -
Herkunft des Buches: Rezensionsexemplar
Format: eBook
ISBN: -
Seiten: 394
Veröffentlichungsdatum: 01.03.2019
Preis: 3,49€
Klappentext:
Vielleicht müssen wir uns manchmal verirren, um den richtigen Weg zu finden.
Kunststudentin Ivy steckt in einer Schaffenskrise. Für Ablenkung soll eine Assistenzstelle am Theater sorgen, doch nicht nur der cholerische Boss stellt eine Herausforderung dar. Bald schon spielt Ivy die Hauptrolle in ihrem eigenen Liebesdrama – inszeniert von einem englischen Austauschstudenten, der ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.
Eine Geschichte über die Kunst, sich zu trauen.
Bewertung: 3 Sterne
Rezension
Ivy studiert Kunst. Sie möchte mit ihrer Kunst die Menschen bewegen, zweifelt aber daran gut genug zu sein. Im Moment blockiert sie das und sie schafft es einfach nicht, etwas Neues zu Papier zu bringen. Ihr Mentor schlägt ihr deswegen vor bei einer Theaterproduktion mitzuarbeiten. Eigentlich dachte Ivy es ginge um das Bühnenbild, doch jetzt ist sie Mädchen für alles und hält mit ihrem Einsatz die Produktion tag täglich am Laufen, bei praktisch keiner Anerkennung.
Damit käme Ivy ja auch noch klar, wären da nicht zwei Austausch-Schauspieler aus England. Oliver ist sehr kontaktfreudig und offen, doch dann ignoriert er Ivy wieder. Jack ignoriert Ivy von Anfang an, ist mürrisch, verschlossen und wirkt arrogant. Doch er kann auch anders sein und bald ist Ivy einfach nur noch komplett verwirrt.
Andererseits hätte sie niemals erwartet, dass gerade das Zusammensein mit dem Team solch eine Auswirkung auf ihre Kunst haben würde.
Wer Kunst und Theater interessant findet, ist hier genau richtig. Es geht um die Liebe zur Kunst und zum Theater. Man besucht mit den Protagonisten Museen und erfährt ein bisschen über Kunst, aber vor allem das Theater steht im Fokus. Wie läuft so eine Theater-Produktion ab? Was für Workshops gibt es? Wer mal hinter die Kulissen schauen möchte, kann dies hier tun.
Ich fand es schade, dass Peter so ein undankbarer A... war. Ohne Ivy hätte die Produktion nicht stattfinden können und er schließt die trotzdem immer wieder aus. Er hat zwar am Anfang gesagt, dass sie nicht mit Dank rechnen soll, aber etwas Anerkennung hätte ihm nicht weh getan oder sie wenigstens mal zu einem Abend mit den anderen einzuladen. Das fand ich so unnötig herablassend und gemein! Er ist sowieso zu ihr immer so fies! Und dann kurz vor Schluss noch die Aktion – ich bin echt sprachlos vor Wut! So ein elender Mistkerl! Wie gern hätte ich ihn von der Bühne geschubst!
Jack hat mich ehrlich gesagt meistens genervt. Immer heiß und kalt - total nett oder eiskalter A... Das war für mich unverständlich. Die Ausrede, dass es daran lag, dass Peter ein Beziehungsverbot verhängt hat, die Jack einmal angeführt hat, war für mich zu fadenscheinig. Als dann herauskam, was noch dahintersteckte, fand ich das mies.
Ja, Ivy neigt zu Trotzreaktionen und Teenie-Attacken, aber sie ist für mich in dem glaubhaft. Sie lebt ihre Gefühle. Jack versteckt alles, Ivy zeigt es. Ich war von Anfang an Team Ivy. Obwohl sie mir nach der Wendung schon auch etwas auf die Nerven gegangen ist, aber es ging noch. Als dann die zweite Wendung kam, war ich schon wieder vollkommen im Team Ivy und für sie extrem wütend. Nicht auf Jack, gut auf ihn auch, aber vor allem auf Peter, Nick und Co., die A... der Produktion und des Buches, die Ivy einfach die ganze Zeit, wie einen nützlichen Fußabtreter behandelt haben. Allerdings war mir Ivy am Schluss etwas zu wankelmütig. Gerade hat sie eine Entscheidung getroffen, schon wirft sie sie über den Haufen, nur um im nächsten Moment das ganze zu wiederholen. Ich denke da soll man merken, dass sie eben doch noch sehr jung ist. Ich fand es aber schwer nachvollziehbar.
Jack hat mich vor allem frustriert mit seinem hin und her und vor allem mit seinen Kurzschlussreaktionen. Es läuft nicht wie er möchte und schon zerschlägt er das restliche Porzellan und kauft sich neues. Er macht einfach immer alles schlimmer, als es ohnehin schon war.
Mich erinnerte das Buch an das Shakespeare-Stück, dass im Buch auf erwähnt wurde. Drama und hin und her und ein halboffenes Ende, bei dem man einfach nicht weiß, was man davon halten soll.
Fazit: Dieses Buch ist nicht ganz einfach. Es spielt in einer Welt, die die meisten von uns nicht kennen. Ich persönlich hatte keine Ahnung von Theaterproduktionen und was da alles zu tun ist. Was gut rüber kommt ist der ewige Druck auf die Mitarbeiter und die bodenlose Undankbarkeit und letztlich auch irgendwo Verachtung für diese. Sie geben alles, sind aber trotzdem nichts wert. Peter verkörpert das sehr gut. Man hasst ihn wirklich.
Die Liebesgeschichte ist sehr vom Drama geprägt. Der Hauptverursacher ist bis kurz vor Schluss immer Jack. Er ist ein schwieriger Charakter und wenn es schwierig wird, neigt er zu Kurzschlussreaktionen und fährt alles gegen die Wand und zwar komplett. Das tut ihm dann wieder leid, aber der Schaden ist angerichtet.
Ivy ist zurückhaltend und schüchtern nach außen, trägt aber ihr Herz und ihre Gefühle auf der Zunge. Sie kann mit Jacks Verhalten nicht umgehen und das sorgt bei ihr immer wieder für Teenie-Anfälle, bei denen man als Leser plötzlich mitten in einem Sturm steht und am Ende die Einzelteile wieder zusammensammeln darf. Zum Schluss wurde mir das mit Ivy zu arg. Sie wurde mir zu wechselhaft.
Ich vermute, das Buch sollte hier das im Buch erwähnte Shakespeare-Stück spiegeln und das hat es auch. Allerdings hätte ich mir ein Abweichen davon gewünscht, da mir das Ende zu offen ist. Es ist ein halboffenes Ende und man weiß nicht wirklich, was man davon halten und wie man es einordnen soll. Zumindest ging es mir so.
Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Ich fand den Schreibstil der Autorin aber wirklich gut und bin gespannt, was da noch alles von ihr kommen wird.