Komplett anders. Verwirrend, merkwürdig, witzig und schräg, von allem etwas, verpackt in 44 Kurzgeschichten
Autor: Gerhard Benigni
Titel: Einhornsex ist nichts für Spießer
Verlag: SchriftStella
Herkunft des Buches: Rezensionsexemplar des SchriftStella Verlages
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783903248465
Seiten: 208
Veröffentlichungsdatum: 10.10.2019
Preis: 13,90€
Klappentext:
Einhornsex oder doch lieber aussterben? Das ist hier die Frage aller Fragen, denn wer möchte schon gern in einer Einhornhaut stecken?
Vielleicht gehörnte Ehemänner und schillernde Möchtegernprinzessinnen.
Der Kaiser von Krypton und sein unbezwergtes Schneeflittchen.
Frisch verführte VW-Photon-Fahrer und Doktor Strangelove.
Spukende Lamas und indiskrete New-Delhi-Soap-Macher.
Aphrodisierte Frodianer und das doppelte Ringlottchen.
Ungebundene Bondage Girls und spießrutenläufige Chihuahuas.
Oder gar die gesamte Hautevolee?
Eines steht in jedem Fall fest: Ein Einhorn kommt selten allein…
Bewertung: 3 Sterne
Rezension
Es war mal wieder an der Zeit für Kurzgeschichten. Bei diesem Titel könnte man vermuten, es gehe in diesem Buch nur um Sex, dem ist aber nicht so. Es handelt sich um 44 Kurzgeschichten auf 206 Seiten.
Es sind aber keine „normalen“ Kurzgeschichten. Teilweise wirken sie ein bisschen irre, also ziemlich ungewöhnlich und für mich auch nicht immer verständlich. Aber manche enthalten auch mehr oder weniger gut versteckte Gesellschaftskritik. Da wäre „Runter mit dir“ in der es um Social Media geht und wie sehr sich manche von Likes und Kommentaren abhängig machen, ein „perfektes“ Leben vorgaukeln, während nichts davon der Wahrheit entspricht. Andere sind einfach nur schräg, wie „Pizza al dente“, bei denen man vielleicht nicht wirklich versteht, worum es geht, aber trotzdem irgendwie lachen muss. Dann gibt es noch Anspielungen auf die moderne Pop-Kultur, wie zum Beispiel die Serie „Game of Thrones“. In „Faszination deutsche Sprache“ geht es um die vielen Fehler, die heute mit „das“ und „dass“ gemacht werden und manch anderem, auf witzige Art und Weise liest man hier eine Abrechnung mit der deutschen Sprache und ihren fehleranfälligen Benutzern. Oder „Und die Säge, die hat Zähne“ und „(Meine) alchemistische Periode ohne System“, die teilweise total witzig, teilweise total schräg sind. In diesem Buch findet man so ziemlich von allem etwas.
Manche Geschichten sind eher langsam, andere legen ein flottes Tempo hin. Kurze und sehr kurze Sätze reihen sich aneinander und geben den Rhythmus vor, fast wie bei einem Gedicht.
Dieser Kurzgeschichten Band ist nicht ganz mein Fall. Ich mag es, wenn Bücher andere Wege gehen, aber hier stand ich viel zu oft am Ende einer der Kurzgeschichten da mit einem riesigen Fragezeichen vor dem Kopf und einem „hä?“ auf den Lippen. Ich denke dieses Buch ist etwas für alle, die einfach mal etwas komplett anderes lesen wollen. Ein Kurzgeschichten Buch, das komplett aus dem Rahmen fällt. Bei dem man nicht jede Geschichte versteht, aber immer irgendwie doch etwas geboten bekommt. Allerdings empfehle ich das Buch langsam zu lesen und nicht zu viele Kurzgeschichten hintereinander, sonst kann einem schon mal der Kopf schwirren.
Ab und an ist aber auch eine Geschichte dabei, die einem richtig gut gefällt. Dieses Buch ist einfach ganz, ganz anders. Gerade deswegen passt es so gut zu seinem Cover und dem Titel. Alles an diesem Buch fällt aus dem Rahmen. Auf mich macht das Buch den Eindruck fast schon moderne Kunst zu sein: muss nicht jeder verstehen, aber manche finden es genial. Ich gehöre in diesem Fall zu den „jeders“, aber so ist das eben bei Büchern, die nicht der Norm entsprechen, man weiß nie was man bekommt oder wie es beim Leser ankommt.
Fazit: Dieses Buch kann einen schwindelig schwatzen. Wie? Ein Buch redet nicht? Doch klar tut es das! Wir alle hören doch beim Lesen diese Stimme im Kopf, die uns die Geschichte erzählt. Tja und bei diesem Kurzgeschichten-Band mit oft extrem kurzen Sätzen kann einen diese Stimme schon mal schwindelig machen. Ich gebe ganz offen zu, dass ich einen großen Teil der Kurzgeschichten nicht gerafft habe. Vielleicht bin ich dafür zu sehr „Roman-Leser“, ich weiß es nicht. Es waren einige merkwürdige, eine ganze Reihe verwirrender, aber auch eine gute Portion witzige Geschichten dabei.
Wer gern Sprach-Experimente liest oder Bücher mag, die komplett aus der Reihe fallen und nichts gegen Kurzgeschichten hat, der dürfte seine Freude an diesem Buch haben. Ich hänge jetzt erstmal den Kopf aus dem Fenster und lasse ihn mir wieder freipusten. Irgendwie schwirren da jetzt so viele Worte drin rum...
Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Ich fand es schräg, verwirrend, merkwürdig aber auch witzig.