Es wird ein sehr, sehr wichtiges Thema behandelt, aber mir war das Buch deutlich zu hart

Autor: Ava Hall

Titel: Der Ravager

Reihe: Kings of the Underground

Band Nummer: 4

Reihe abgeschlossen: nein

Verlag: -

Herkunft des Buches: Kindle Unlimited

Format: eBook

ISBN: -

Seiten: 403

Veröffentlichungsdatum: 10.12.2020

Preis: 2,99€

Klappentext:

Niemand wird sie vermissen, denn niemand weiß, dass sie existiert!



»Was ich dir antun könnte, wäre schlimmer als der Tod. Ich könnte mir jeden einzelnen Teil deiner zerrütteten Seele vornehmen, ihn Stück für Stück vernichten und am Ende würde nichts von dir übrigbleiben. Das sollte dir Angst machen, Mädchen.«
»Von mir ist doch jetzt schon nichts übrig.«


GRACE
Mein Leben ist die Hölle.
Ich wurde in ihr geboren und ich dachte, dass ich in ihr sterben würde,
aber am Tag meiner Hochzeit mit dem Teufel steht ER plötzlich vor mir.
Der dunkle Engel der Zerstörung.
Er vernichtet alles, was ich kannte.
Er bringt Tod und Verderben.
Und jetzt will er mich, doch der Ort, an den er mich bringt, ist nicht das Paradies.
Es ist seine Hölle.



SIMON
Mein neuer Auftrag ist klar: Die Terroristen töten,
die sich hinter der Maske einer fundamentalistischen Sekte irgendwo in Iowa verbergen.
Das Virus sichern, das sie als biologische Waffe benutzen wollen.
Und alles andere vernichten, weil ich all jenen Zerstörung bringe, die es verdienen.
Doch in dem Augenblick, in dem ich SIE sehe, weiß ich, dass ich nicht tun kann,
was der Spielmeister von mir verlangt.
Ich kann sie nicht zerstören.
Ich muss sie besitzen!
Und ich werde nicht zulassen, dass sie mir jemand wegnimmt!
Auch nicht die Stimmen in ihrem Kopf.

Rezension

Achtung: Band 4 einer Reihe, aber in sich abgeschlossen.

Triggerwarnung: systematischer (Kindes-)Missbrauch, Folter, Vergewaltigung, Persönlichkeitsspaltung!

Simon ist der Ravager. Er ist es, der den Auftrag bekommt Menschen verschwinden zu lassen. Er gehorcht nur dem Spielmeister, der einst sein Herr und Folterknecht war. Er hat ihn gebrochen und zu einem Monster gemacht. Ein Monster, das ohne zu zögern foltert und tötet, egal wen. Doch bei diesem Auftrag findet er etwas, dass er nicht mehr aus dem Kopf bekommt, ein Mädchen, Grace. Sie ist genauso gebrochen wie er. Die Sekte bei der sie aufgewachsen ist hat sie ihr ganzes Leben lang gefoltert, missbraucht, vergewaltigt, bis sie endlich das getan hat, was sie sollte: Sie hat verschiedene Persönlichkeiten entwickelt, die in ihrem Kopf um die Vorherrschaft kämpfen. Sie ist in so viele Teile zerbrochen, dass sie gar nicht mehr weiß, wie es war, ganz zu sein. 

Der Ravager nimmt sie mit sich, er will sie mit all ihren Splittern, weil sie so ist wie er, aber trotzdem so viel mehr. Er weiß nur noch nicht, ob er ihr helfen will, ganz zu werden, oder auch noch den letzten Rest von ihr zerschmettern möchte.

Dieses Buch liebe und hasse ich gleichermaßen. Ich hasse es für das, was Grace alles hat durchleiden müssen. Wir sind dabei, wir müssen das alles mit ihr durchmachen, die Folter, alles. Sie war nur ein kleines Kind und musste all das ertragen. Niemand hat ihr geholfen. Das macht einen echt fertig.

Und dann ist da der Ravager, auch gefoltert, auch gebrochen. Aber bei ihm weiß man nie, was er eigentlich will. Will er Grace helfen die Splitter ihrer selbst wieder zusammenzusetzen, oder will er sie nur benutzen, wie all die anderen zuvor? 

Ich hasse das Buch für die schrecklichen Folter-Szenen und manchmal auch für die Berechnung des Ravagers. Aber ich liebe es dafür, dass es dieses Tabu-Thema anspricht. Es ist nicht selten, dass Missbrauchsopfer verschiedene Persönlichkeiten entwickeln, um sich zu schützen. Die Erlebnisse lassen ihre Seele zerbrechen und das wundert einen auch nicht. Aber das Thema wird bis heute nicht angesprochen. Menschen mit verschiedenen Persönlichkeiten werden als „verrückt“ und „gefährlich“ abgestempelt. Gut, manche sind das vielleicht auch, aber es gibt auch solche wie Grace, die einfach nur versuchen zu überleben.

Die Autorin hat das Thema wirklich toll integriert. Die Persönlichkeiten kommen auch zu Wort und es ist, wie auch beim echten Krankheitsbild, nicht nur Frauen, die in Grace leben, sondern auch Männer. 

Fazit: Das Buch ist hart und heftig und grausam. Ich liebe und hasse es gleichermaßen. Ich liebe es, weil ich es unglaublich wichtig finde, dass dieses Buch geschrieben und damit Opfern wie Grace eine Stimme gegeben wurde und auch ihr Krankheitsbild nicht länger tabuisiert wird. Das ist wirklich unbeschreiblich wichtig.

Aber ich hasse es auch, weil es mir persönlich einfach zu hart und zu grausam war. Grace hat so viel Unvorstellbares durchgemacht. Sie hat so gelitten und leidet bis heute. Ihr Leid scheint nie ein Ende zu nehmen und ist so vielschichtig, dass man bis kurz vor Schluss nicht einmal ahnt, wie vielschichtig es wirklich ist. 

Es wird immer schlimmer und schlimmer und schlimmer. Sie hat mir so oft das Herz gebrochen und auch Simon hat mich fertig gemacht. Manchmal wollte ich ihm aber auch eine reinhauen.

Von mir bekommt das Buch 3 Sterne. Ich finde das Thema unglaublich wichtig und sehr gut umgesetzt, aber mir war es deutlich zu hart.