Ich fand es gut, allerdings wäre meine Auswahl teilweise anders ausgefallen
Autor/in: André Groenewoud
Titel: Jahrhundertverbrechen - Opfer und Täter erzählen
Verlag: Topicus
Herkunft des Buches: Rezensionsexemplar
Format: Taschenbuch
ISBN: 9782496714005
Seiten: 256
Veröffentlichungsdatum: 14.11.2023
Preis: 11,99€ (Print)
4,49€ (eBook) (KU)
Klappentext:
Zwölf Jahrhundertverbrechen, die Deutschland und die Welt bewegten. Der Journalist André Groenewoud hat sie beleuchtet, weil er wissen wollte: Was machten diese dramatischen Lebenseinschnitte mit den Betroffenen? Wie lebt der Kaufhaus-Erpresser Arno Funke alias »Dagobert«? Was denkt der Sohn von Hanns Martin Schleyer über die RAF, die seinen Vater umgebracht hat? Und was macht heute das berühmte Napalm-Mädchen aus Vietnam? Antworten fand der Autor in zahlreichen Gesprächen mit Opfern, Tätern und Ermittelnden.
Ein informatives, bewegendes und zugleich sensibles Zeitdokument über Jahrhundertverbrechen, das in den Mittelpunkt stellt, was oft vergessen wird: den Menschen.
Rezension
Es gibt Verbrechen an die man sich noch nach Jahrzehnten erinnert. Entweder weil sie einen selbst schockiert haben, oder, weil gefühlt danach alles anders war.
In diesem Buch werden 12 sogenannte Jahrhundertverbrechen dargestellt, zuerst objektiv, sprich, worum geht es, was ist passiert und dann kommt die persönliche Sicht, teilweise kommen Opfer zu Wort, teilweise Täter, teilweise Ermittler. Ich fand diese Idee echt interessant, denn gerade diese persönlichen Sichtweisen und Einblicke gestatten einem einen ganz anderen Blick darauf. Die Fakten zu diesen Verbrechen kennen fast alle von uns, aber was das aus persönlicher Sicht bedeutete, kann man sich teilweise einfach nicht vorstellen.
Die Auswahl macht für mich teilweise Sinn – der 11. September muss zum Beispiel einfach dabei sein, wenn es um Jahrhundertverbrechen geht, an die sich „jeder“ erinnert. Niemand, der damals alt genug war, um zu verstehen, was da passiert ist, wird diesen Tag und die Bilder jemals vergessen. Ich war erst 11 Jahre alt, aber auch bei mir hat sich das eingeprägt und ich weiß, wie so viele andere, noch ganz genau wo ich war, und was ich tat, als ich davon hörte und die Bilder im Fernsehen sah.
Teilweise kann man darüber diskutieren, warum genau dieses Verbrechen ausgewählt worden ist.
Manche der Kapitel gingen mir näher als andere, manche gefielen mir auch besser als andere. Es gab auch manche, die mich einfach gar nicht erreichten. Aber interessant waren sie alle.
Fazit: Ich fand die Idee echt sehr gut. Die Umsetzung gefiel mir auch, insofern, als dass ich die Herangehensweise gut fand, immer auch Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen. Manche der Ereignisse habe ich selbst mitbekommen, zum Beispiel den 11. September, ich kann mich genau daran erinnern, wie das damals war, als nichts anderes im Fernsehen lief und einfach jeder erschüttert davon war. Oder die Anschläge in Paris, die mit ersten Meldungen begannen, bei denen ich mir nur dachte „schon wieder ein Anschlag?“ bis dann das ganze Ausmaß bekannt wurde und man einfach erschüttert war – aber die Erinnerungen von Augenzeugen zu lesen, das macht einem die Dimensionen deutlich klarer und nimmt einem die Distanz.
Nicht alle Verbrechen, die ausgewählt worden sind, wären auch meine Wahl gewesen, aber das ist auch wieder so eine Sache, es gibt bei jedem von uns andere Dinge, die sich einem eingeprägt haben und eine Schnittmenge, von Verbrechen, an die sich jeder erinnert. Deswegen ist es auch interessant, für welche sich der Autor entschied.
Ich fand das Buch gut, aber bei manch einem Verbrechen blieb mir das Kapitel dazu etwas zu oberflächlich und bei anderen konnte ich nicht nachvollziehen, warum genau diese ausgewählt worden waren und nicht andere, die ich vermisst habe.
Insgesamt bekommt das Buch von mir 3,5 Sterne.