Heftig, verstörend, aber verdammt realistisch!
Autor: Morgan Stern
Titel: The Promise that I couldn’t keep
Verlag: -
Herkunft des Buches: Kindle Unlimited
Format: eBook
ISBN: -
Seiten: 283
Veröffentlichungsdatum: 02.01.2021
Preis: 2,99€
Klappentext:
Mein Name ist Emma und ich wurde entführt.
Nicht, weil ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Und schon gar nicht, weil irgendjemand eine stolze Summe
Lösegeld für mich bezahlen würde.
In diesem Spiel geht es um etwas anderes.
Es geht um mich.
Einzig und alleine um mich.
Um Besessenheit. Und um Liebe.
Ich kenne meinen Entführer.
Als Emma auf einer Party Colin kennenlernt, sprühen auf Anhieb regelrecht Funken zwischen den beiden. Gefühle dieser Intensität sind für Emma zwar völlig neu, doch nur zu gerne lässt sie sich darauf ein und glaubt bald, in Colin die große Liebe gefunden zu haben.
Ihr Traum zerplatzt, als sie feststellen muss, dass sie nicht die einzige Frau in seinem Leben ist.
Monate später steht Colin während eines Stadtbummels plötzlich mit klaren Vorstellungen und einer Waffe neben ihr. Schließlich hat Emma ihm ein Versprechen gegeben …
Rezension
Achtung: Triggerwarnung: Entführung, psychische und physische Gewalt!
Emma durchlebt ihre persönliche Hölle. Mitten am Tag an einem öffentlichen Ort wird sie von ihrem Ex mit Waffengewalt entführt. Er verschleppt sie in eine einsame Hütte, kettet sie an und lässt sie dauerhaft in Angst leben. Was wird er ihr alles antun? Wie lange will er sie gefangen halten? Was, wenn sie keine Möglichkeit zur Flucht findet? Und was, wenn sein Plan aufgeht und er es schafft sie zu brechen?
Wer hier eine bittersüße Geschichte, wie „Entführt - Bis du mich liebst“ erwartet, der liegt (leider) falsch. Das Buch ist hoch emotional. Aber Colin ist kein irgendwie süßer junger Mann, der seine Gefangene gut behandelt und liebt. Colin ist krank. Richtig krank.
Ich war von Anfang an bei Emma. Ich habe so mit mir mitgelitten! Diese Angst und Hilflosigkeit und die Demütigungen und Erniedrigungen! Sie will Colin niemals geben was er will, das Problem ist nur, er hat kein Problem damit sie auf die eine oder andere Art zu zwingen. Wenn er sie verletzt ist es ja ihre Schuld, sie hat ja nicht gehorcht. Und die ganze Zeit weiß Emma nicht, was sie von ihm halten soll.
Früher wirkte es wie Liebe, jetzt eher wie Hass. Colin ist nicht sanft oder zärtlich zu ihr, er ist eiskalt und grausam. Wann wird er ihre Knochen ebenso brechen, wie er angekündigt hat es mit ihrem Willen und Geist zu tun? Oder wird er einfach auf sie schießen, wie er bei ihrer Entführung drohte? Wird Emma das überstehen und am Ende ein Happy End bekommen, oder ist dann nichts mehr von ihr übrig, dass noch Glück empfinden kann?
Colin ist so verdammt gruselig! Er behandelt Emma rücksichtslos, es ist ihm einfach egal, ob sie Schmerzen hat oder gar offene Verletzungen - sie müsste ja nur tun, was er befiehlt. Er empfindet keinerlei Mitgefühl für sie. Die große Frage ist nur, was er von ihr will. Ein bis an ihr Lebensende angekettetes, gebrochenes Spielzeug, oder eine lebendige Frau?
Er scheint immer wieder zu schwanken. Mal wirkt es, als würde ihm Emma etwas bedeuten, dann tut er wieder etwas, dass so schlimm ist, dass man ihn einfach nur hassen kann.
Ich hatte pausenlos Angst vor Colin, Mitleid mit Emma und spüre diese Bedrohung über ihr Schweben: was wird er ihr noch antun?
Dieses Buch ist sehr, sehr heftig, bringt aber die Gefühlslage in so einer Situation sehr gut rüber. Wie Emma am Anfang versucht bei allem Widerstand zu leisten aber irgendwann einsehen muss, dass sie nicht gewinnen kann. Wie sie versucht kleine Siege zu erringen und Colin vorzuspielen, was er sehen will. Die Hoffnung auf Flucht, die irgendwann praktisch verschwindet und die Verzweiflung, die sie irgendwann ergreift. Dazu noch die persönliche Ebene. Emma hat Colin einmal sehr geliebt und es fällt ihr zunehmend schwer mit ihren Gefühlen klar zu kommen. Ist es das Stockholm-Syndrom, oder sind diese Gefühle noch da? Ist Colin durch und durch ein Monster, oder steckt auch noch etwas Gutes in ihm? Emma weiß bald nicht mehr, wo ihr der Kopf steht und sie hasst sich jedes Mal selbst dafür, dass sie sich ihrer eigenen Gefühle nicht sicher ist.
Fazit: Das Buch ist nicht mein Lieblingsbuch, dazu ist Colin zu „böse“, aber es ist wirklich sehr gut gemacht und wirkt absolut realistisch. Mich hat es echt fertig gemacht und ich habe viel um Emma geweint, sie tat mir so unbeschreiblich leid! Manchmal wirkt ihr Verhalten vielleicht unlogisch auf uns, oder wir würden frei mündig behaupten: ich würde mich anders verhalten! Aber die Tatsache ist nun mal, dass wir keine Ahnung haben, wie wir uns verhalten würden – Gott sei Dank!
Wäre Colin ein kompletter Fremder wäre es sicher leichter für Emma. Aber das ist er nicht. Sie hat ihn einmal geliebt und genau das macht es so schwer. Manchmal ist er beinahe wieder „ihr“ Colin, dann ist er plötzlich grausam und gemein zu ihr. Er erniedrigt und quält sie. Man fragt sich regelmäßig, ob ihr Verhalten „echt“ ist, oder eine Folge dieser Behandlung. Ob Emma zerbricht oder es schafft das zu überstehen. Und ob Colin wirklich nur „böse“ ist, oder nicht vielleicht doch auch in ihm etwas Gutes steckt und nur einfach ziemlich gut versteckt ist.
Von mir gibt es volle 5 Sterne, einfach, weil ich dem Buch echt nicht weniger geben kann. Es beschreibt so gut die widerstreitenden Gefühle von Emma und hat mir die ganze Zeit Angst gemacht. Ja, zwischendrin hat es auch mal ein paar kleine Längen, aber die sind notwendig, um zu verdeutlichen, wie krass Colin Emmas Welt reduziert hat und wie langweilig ihr zwangsläufig ist. Was mir außerdem besonders gut gefallen hat, ist der Raum für Interpretation, der einem gelassen wurde.