Ein heftiges Thema, leider schwach in der Umsetzung - für mich viel zu langatmig
Autor: Sarah Bannan
Titel: Die Neue
Original Titel: Weightless
Übersetzer/in: Werner Löcher-Lawrence
Verlag: Droemer Taschenbuch
Herkunft des Buches: gekauft
Format: Taschenbuch
ISBN: 9783426304242
Seiten: 368
Veröffentlichungsdatum: 03.08.2015
Preis: 14,99€
Klappentext:
Als Carolyn Lessing neu an die Adam’s High kommt, sind zunächst alle angetan. Die Lehrer von ihrer Intelligenz, die Mädchen von ihrem Stil und die Jungs von ihrer Schönheit. Doch dann verliebt sie sich in den falschen Jungen, und dessen Ex-Freundin startet über Facebook eine fiese Hetzkampagne. Nach und nach kippt die Stimmung, bis die öffentliche Demütigung aus dem Ruder läuft und in einer Katastrophe mündet, nach der nichts mehr so ist wie es war.
Leseprobe: Für die Leseprobe bitte hier klicken
Link zur Verlagsseite: Die Neue beim Droemer Knaur Verlag
Bewertung: 1,5 Sterne
Rezension
Achtung: Triggerwarnung: Mobbing und Suizid!
Eine neue Schülerin kommt an die Adams Highschool. Das ist etwas Besonderes, es gibt fast nie Neue. Für Carolyn Lessing hätte alles perfekt laufen können, sie war hübsch und wurde von den Beliebten in ihre Clique aufgenommen. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in den Freund eines der beliebten Mädchen und als er mit eben diesem Mädchen Schluss macht, um mit Carolyn zusammen zu sein, endet ihr normales Leben. Denn Brooke lässt das nicht auf sich sitzen. Sie startet eine Mobbing- und Herzkampagne, in der Schule, vor allem aber im Internet. Sie macht Carolyn das Leben buchstäblich zur Hölle und ihre Freunde machen mit. Denken sich nichts dabei. Sie sehen die Schuld für das, was darauf folgt, nicht bei sich.
Achtung: das Mobbing in diesem Buch ist wirklich richtig extrem. Da der Stil für mich auch sehr ermüdend und langweilig war, möchte ich wirklich von diesem Buch abraten.
Das Buch ist in der „wir“-Perspektive geschrieben. Es ist nicht klar, wer genau der Erzähler ist, irgendwie sind es alle, die später zu der Gruppe der Zuschauer gehören, es wirkt aber auch manchmal als sei die gesamte Schülerschaft im „wir“ integriert und manchmal auch die, die später Mobber wurden. Das macht die Lektüre nicht eben einfacher. Aber diese Art des Erzählens hat auch Vorteile. Man erlebt immer wieder die Rechtfertigungen der Täter und der Zuschauer, dass sie doch gar nicht alleine Schuld seien, dass es unfair ist, ihnen jetzt die ganze Schuld zuzuschieben. Carolyn habe doch angefangen. Carolyn sei „anders“ gewesen und deswegen mitschuld.
Das ist aber auch schon das Beste an diesem Roman. Die Beschreibungen sind sehr, sehr langatmig und langweilig. Es geht vor allem darum, wer welche Kleidung von welcher Marke trägt, welches Make-up, etc. Für manch einen Teenager vielleicht wichtige Details, für mich einfach nur zäh. Ich musste mich wirklich quälen dranzubleiben.
Ich wurde selbst in der Schule gemobbt und deswegen ist es für mich irgendwie ein Bedürfnis für Aufklärung zu sorgen und da Bücher über das Thema auch dabei helfen, zum Nachdenken anzuregen und vielleicht zu erkennen, dass Mobbing nicht „nur“ Ärgern oder Hänseln ist, sondern viel, viel schlimmer, lese ich immer wieder Bücher über das Thema. Wäre es ein anderes Thema gewesen, ich hätte das Buch schon sehr früh abgebrochen, weil ich es als so einschläfernd langweilig empfunden habe.
Leider gibt es in diesem Buch keinen einzigen sympathischen Charakter. Ja, man hat Mitleid mit Carolyn, aber ich konnte über sie auch nur den Kopf schütteln, sie war viel zu naiv und das ließ sie manchmal fast doof wirken. Die Lehrer schauen weg, die Eltern bekommen nichts mit.
Dadurch, dass das „wir“ andauernd Carolyn die Schuld gab, wirkt das Buch aber wieder realistisch. Denn genau das tun Mobber: sie geben dem Opfer die Schuld. Das Opfer hat sie ja dazu gebracht, hat sie provoziert. Wäre das Opfer „normaler“ gewesen, wäre das alles nicht passiert.
Immerhin hat mir eine Klassenlehrerin mal gesagt, dass mich die anderen weniger häufig „ärgern“ würden – ja, das beliebteste verharmlosende Synonym für Mobbing –, wenn ich „einfach“ mal auch schlechte Noten schreiben oder abnehmen würde. Dann würde ich die anderen nicht mehr so „provozieren“. Ich will das auch gar nicht weiter diskutieren, aber auch hier sieht man, dass die Schuld an Mobbing auch bei uns und auch von Lehrern, die es besser wissen müssten, beim Opfer gesucht wird. Wie auch im Buch.
Fazit: Leider ist das Buch überhaupt nicht fesselnd. Es führt das Verhalten der Gemeinschaft vor Augen, wenn es um Mobbing geht: dem Opfer die Schuld geben, wegsehen, zusehen und manchmal auch – vielleicht auch nur im Kleinen, aber dennoch – mitmachen. Mehr aber auch nicht. Ich denke, wäre das Buch abwechselnd aus Carolyns Sicht und aus der „wir“ Sicht geschrieben worden, hätte man mehr mitgefühlt und mitgelitten. Man hätte sich mehr mit Carolyn identifiziert und hätte das ganze Buch komplett anders erlebt. So war es leider sehr, sehr langatmig und auch oft langweilig, durch viele Wiederholungen.
Von mir gibt es leider nur 1,5 Sterne und die auch nur, weil ich es toll finde, wie das „wir“ sich alles zurecht lügt und biegt, damit „wir“ nicht schuld ist, denn so läuft es in der Realität auch ab. Aber die Langatmigkeit hat leider eine bessere Bewertung verhindert.