Hi.

Herzlich Willkommen auf meinem Blog. Ich poste hier Rezensionen zu Büchern, die ich gelesen habe.

Ich hoffe sie gefallen euch und ihr könnt vielleicht neuen Lesestoff für euch entdecken!

Durchaus berührend und bewegend, aber ich hatte auch meine Probleme

Durchaus berührend und bewegend, aber ich hatte auch meine Probleme

Autor/in: Jo Browning Wroe

Titel: Der Klang der Erinnerung

Original Titel: A Terrible Kindness

Übersetzer/in: Claudia Feldmann

Verlag: Insel Verlag

Herkunft des Buches: LovelyBooks-Leserunde / Rezensionsexemplar

Format: Gebundene Ausgabe

ISBN: 9783458643425

Seiten: 413

Veröffentlichungsdatum: 15.08.2022

Preis: 24,00€ (Print)

20,99€ (eBook)

Klappentext:

Birmingham, 1966: William feiert gerade seinen Abschluss als Einbalsamierer, als ihn die Nachricht erreicht, dass im walisischen Aberfan ein Haldenrutsch unzählige Menschen unter sich begraben hat und freiwillige Helfer gesucht werden. Er macht sich umgehend auf den Weg, und während er gemeinsam mit den Bestattern vor Ort arbeitet, ruft ein Musikstück im Radio schmerzhafte Erinnerungen in ihm wach: Erinnerungen an seine Zeit als Chorknabe in Cambridge, die er versucht hatte, zu vergessen. Damals hatte er nur einen Wunsch gehabt: in der King’s College Chapel das berühmte Solo in Allegris Miserere zu singen, das in ihm schon als kleines Kind die Liebe zur Musik entfacht hatte. Doch an dem großen Tag kommt es zu einem tiefen Zerwürfnis mit seiner Mutter und einer Entscheidung, die seinen weiteren Weg bestimmen wird.

Als er nun aus Aberfan nach Birmingham zurückkehrt, mit Bildern im Kopf, die ihn sein Leben lang nicht loslassen werden, ist er bereit, sich seiner Vergangenheit zu stellen und sich mit seiner Mutter, mit der ihn einst eine liebevolle Beziehung verband, zu versöhnen.

Ein bewegender Coming-of-Age-Roman über die fragilen Bande, die uns mit geliebten Menschen verbinden – darüber, dass es möglich ist, die Vergangenheit und die eigene Schuld zu überwinden und Vergebung und Trost zu finden.

Leseprobe: Für die Leseprobe hier klicken

Link zur Verlagsseite: Der Klang der Erinnerung beim Suhrkamp Verlag

 
 

Rezension

Am Tag seines Abschlusses seiner Ausbildung zum Bestatter – mit Auszeichnung! – meldet sich William freiwillig, um in Aberfan zu helfen. Das kleine walisische Dorf hatte eine Katastrophe erlebt und eine ganze Schule voller Kinder war dabei umgekommen. Die Arbeit ist wichtig und bedeutend, aber die Folgen trägt William für den Rest seines Lebens mit sich herum. Aberfan lässt ihn nicht los, genauso wenig wie das, was damals in Cambridge passierte, als er dort Chorknabe war. Beide Ereignisse haben ihn geprägt und überschatten sein weiteres Leben. Aber was genau ist damals passiert?

 

 

Was am 21. Oktober 1966 in Aberfan geschah ist auch aus heutiger Sicht kaum zu ertragen. Der Haldenrutsch kostete 144 Menschen das Leben, 116 davon waren Kinder. Allein diese Zahlen scheinen unbegreiflich. Aber das dann unterfüttert zu bekommen mit dem, was William damals sah, was er tun musste und wie das bei ihm eine PTBS auslöste, das macht es noch einmal schwerer. All das Leid, all die Bilder, die ihn verfolgen. Da ist mir echt das Herz für ihn gebrochen.

 

Die Ereignisse von Aberfan haben William nie losgelassen und ihn sein weiteres Leben über verfolgt. Aber da war noch ein solches Ereignis in seinem Leben, ursprünglich wollte William nämlich gar nicht Bestatter werden, sondern Chorsänger.

 

Man wird das gesamte Buch über im Unklaren darüber gelassen, was damals vorgefallen ist, warum William nur noch für Tote singt, nicht mehr damit umgehen kann, angestarrt zu werden oder im Mittelpunkt zu stehen und warum er nicht mehr mit seiner Mutter spricht, obwohl sie sich einst so nah standen, wie es nur ging.

 

William war mir nicht unsympathisch, oft tat er mir leid. Aber immer wieder konnte ich seine Entscheidungen nicht nachvollziehen. Häufig ist William sehr schwarz/weiß eingestellt und radikal in seinen Entscheidungen. So fand ich den Grund für sein Trauma bezogen auf den Chor und den Kontaktabbruch mit seiner Mutter nicht so gewaltig, wie er ihn aufgebauscht hat. Ja, in dem Moment war es schlimm für ihn, keine Frage, aber diese krasse Reaktion fand ich übertrieben.

Dass ihn Aberfan traumatisiert hat, ist kein Wunder. Das ging wahrscheinlich jedem so, der dort war und jedem, der getan hat, was William dort tat. Ich denke die Bilder verfolgen da jeden. Nur leider macht William keine Therapie – das war 1966 leider so, da musste und sollte man allein klarkommen. Das Trauma beeinflusst nicht nur sein weiteres Leben, sondern auch seine Beziehung zu Gloria.

 

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden konnte ich leider nicht fühlen. Sie wirkte auf mich eher wie eine Randnotiz.

 

 

Fazit: Ich finde es toll, dass die Katastrophe von Aberfan hier auf diese Art in einem Buch verewigt wird. Nicht nur mit ihren düsteren schrecklichen Seiten, sondern auch ganz kurz vor Schluss noch auf eine andere Art.

William tat mir oft leid, er musste viel durchmachen in seinem Leben, aber mir war er immer wieder zu schwarz/weiß, zu radikal in seinen Entscheidungen, die ich häufig nicht nachvollziehen konnte. So empfand ich den Grund für den Bruch mit der Musik und seiner Mutter als nicht ausreichend für diese krasse Entscheidung.

Was ich dafür gut fand, war die Art, wie Williams Trauma dargestellt wurde und wie man am Ende nach Aberfan zurückkehrte. Das war wirklich sehr berührend.

 

Das Buch hat definitiv etwas, aber ich hatte meine Probleme mit William. Immer wieder gab es berührende und bewegende Momente, aber oft genug, konnte ich seine Entscheidungen nicht nachvollziehen.

 

Von mir bekommt das Buch 3 Sterne.

Mir hat das Buch mehrmals das Herz gebrochen

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Ich freue mich schon jetzt total auf Band 2

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