Wie schreibt man eigentlich eine Rezension?
Ich bin schon oft in Buchcommunities auf die Frage gestoßen, wie man eigentlich eine (gute) Rezension schreibt. Was gehört unbedingt rein? Was sollte man auf jeden Fall lassen?
Ich muss vorneweg schicken, dass es keine „perfekte“ Rezension gibt. Rezensionen sind immer subjektiv. Der eine mag es, wenn der Klappentext wiedergegeben wird, der nächste kann das nicht leiden. Wieder andere wollen gar nichts zum Inhalt lesen, sondern nur zur persönlichen Meinung. Man kann es nicht allen recht machen, deshalb sollte man diesen Wunsch direkt wieder aus dem Kopf streichen. Es wird immer Leute geben, denen eure Rezensionen nicht gefallen, aber es wird auch immer Leute geben, denen sie gefallen, auch wenn die sich meistens seltener zu Wort melden.
Ich rezensiere mittlerweile seit mehr als 10 Jahren. Anfangs nur sporadisch, mittlerweile aber regelmäßig und leidenschaftlich gerne.
Auf jeder Buchcommunity und mittlerweile auch in einigen Online Shops finden sich “Hinweise zum Verfassen einer Rezension”. Ihr könnt euch natürlich auch danach richten.
Im Folgenden erzähle ich euch, wie ich meine Rezensionen aufbaue, was für mich absolut unerlässlich ist, was meiner Meinung nach vermieden werden sollte und dergleichen.
Wie schreibt man eine Rezension?
Ich fange immer mit einem kurzen nicht spoilernden Abriss der Ausgangslage der Handlung an. Also wer sind die Protagonisten, wann spielt das Buch (wenn es zum Beispiel ein Historischer Roman ist, oder allgemein ein Teil der Handlung in der Vergangenheit spielt), wie ist die Ausgangslage der Protagonisten, in was für einer Lage befinden sie sich zu Beginn?
Anschließend folgt ein kurzer Teaser auf die weitere Handlung, meistens eine Frage. So etwas wie “Wird XY den Mörder finden, bevor es noch mehr Opfer gibt?”
Abschnitt 2 meiner Rezensionen behandelt meistens die Charaktere, zuerst die Protagonisten und dann die Nebencharaktere. Waren sie mir sympathisch? Was denke ich über sie? Waren sie glaubwürdig? Kann ich ihre Handlungen nachvollziehen? Was mag ich an ihnen und was nicht? Wie interagiere sie miteinander? Wen mag ich am liebsten?
Ab dem dritten Abschnitt variiert es bei mir meistens. Entweder geht es dann um den Schreibstil, also wie mir die Art zu schreiben gefällt, ob mir irgendetwas besonders positiv oder negativ aufgefallen ist oder es bestimmte Worte oder ähnliches gibt, die mich genervt haben oder mir besonders gefallen haben.
Oder es geht um bestimmte Szenen, die mir gefallen haben oder nicht - meistens oder nicht. Dann erkläre ich, warum mir diese Szenen nicht gefallen haben.
Manchmal schreibe ich auch etwas zur äußeren Gestaltung eines Buches, wenn mir zum Beispiel die Schriftgröße besonders gefallen oder missfallen hat, oder der Zeilenabstand. Da bin ich ziemlich kritisch geworden, da ich zwar - laut Augenarzt - ausgezeichnete Sehkraft habe, aber wenn ein Buch besonders kleine Schrift und / oder sehr engen Zeilenabstand hat, dann empfinde ich das Lesen als deutlich anstrengender. Ich verrutsche leichter in der Zeile und muss mich mehr konzentrieren. Ich fliege nicht so schnell über die Seiten wie sonst. Wenn es extrem ist, bekomme ich manchmal sogar Kopfschmerzen vom Lesen und das macht einem ein Buch dann nicht gerade sympathischer, obwohl der Inhalt oder der Autor nichts dafür kann.
Manchmal gehe ich auch auf das Cover ein, wenn es mir besonders gut gefällt, oder meiner Meinung nach herausragend gut zur Handlung eines Buches passt.
Abschließend folgt das Fazit, in dem ich mein finales Urteil zusammenfasse. Also wie beurteile ich das Buch im Ganzen? Wie hat es mir im Vergleich zu eventuellen Vorgängern des Autors gefallen? Wie glaubwürdig und sympathisch fand ich die Charaktere? Was hat mich gestört? Wie viel Sterne gebe ich dem Buch und warum?
Als letztes spreche ich oft noch eine Empfehlung aus, für wen das Buch besonders geeignet oder ungeeignet ist, oder ob das Buch meiner Meinung nach jeder lesen kann und sollte.
Was ihr bei Rezensionen unbedingt vermeiden solltet!
Hier nun ein paar Dinge, die ihr meiner Meinung nach unbedingt beim Schreiben einer Rezension vermeiden solltet:
1.) Spoiler. Damit ist das Verraten wichtiger Stellen der Handlung gemeint, durch das der Lesespaß geschmälert werden kann. Zum Beispiel, indem bei einem Thriller oder Krimi verraten wird, wer der Mörder ist. Wie du Spoiler umgehen kannst oder kenntlich machst, findest du hier.
2.) Ausschließliche Wiedergabe des Klappentextes. Eine Rezension liest man nicht, um den Klappentext zu lesen, sondern wegen der Meinung des Rezensierenden. Wenn eine Rezension nur aus Klappentext und einem “sehr gut” besteht, ist sie nicht hilfreich. Zweck der Rezension ist es, einem Interessenten deine Meinung zu vermitteln. Warum gefällt dir das Buch oder nicht? Anhand dessen kann sich der Interessent dann überlegen, ob ihn das Buch interessiert. Das ist nicht möglich, wenn keine eigene Meinung dabei ist.
Das heißt nicht, dass der Klappentext grundsätzlich nichts in einer Rezension zu suchen hat, das stimmt nicht. Man kann durchaus, statt den Inhalt selbst in Worte zu fassen, stattdessen den Klappentext vornan stellen. Ich persönlich finde allerdings, dass es schöner ist, das in eigenen Worten zu machen.
3.) Angst vor Kritik. Ich weiß, manchmal scheut man davor zurück seine Meinung offen und ehrlich in Worte zu fassen. Man möchte den Autor nicht verletzen und wenn man der Erste bzw. bislang Einzige ist, der ein Buch schlechter bewertet, fragt man sich: habe ich etwas falsch gemacht? Warum gefällt allen das Buch, nur mir nicht?
Du machst nichts falsch. Bei einer Rezension geht es genau darum: sag deine Meinung! Nicht jeder traut sich, vor allem dann nicht, wenn man von der Meinung der Masse abweicht, im positiven und im negativen Sinne. Aber es geht nicht darum ein Buch in den Himmel zu loben oder zu verreißen, nur weil es alle anderen auch tun. Es geht um deine ehrliche Meinung. Wenn dir ein Buch eben besser oder schlechter gefällt, als der Masse, dann begründe deine Meinung und veröffentliche deine Rezension. Du weißt nie, ob du nicht jemandem damit einen Gefallen tust.
Ich habe schon häufig als Erste bzw. bislang Einzige ein Buch anders bewertet, als die Masse und kaum war meine Rezension online, schon trauten sich auch andere.
Und zum Thema Autor: ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich natürlich kein Autor über Kritik freut, aber meistens sind sie dankbar dafür. Ein Widerspruch? Nein! Denn wie, wenn nicht durch in Rezensionen geäußerte Kritik erfahren Autoren, was beim Leser gut oder weniger gut ankommt? Nur so können sich Autoren auch verbessern und beinahe alle wissen das zu schätzen. Natürlich kommt es dabei auf den Ton an, siehe viertens.
4.) Der Ton. Es kommt bei einer guten Rezension auch auf den Tonfall an. Kritik- ja, Beleidigung oder Verletzung - nein. Denkt immer daran, dass Autoren auch “nur” Menschen sind. Eine Kritik wie “das Buch ist total schei…” hilft niemandem und ist im Gegenteil total verletzend. Schreibt lieber eine begründete Kritik und äußert sie so, wie ihr selbst mit Kritik leben könnt. Zum Beispiel “Das Buch hat mir leider nicht gefallen, weil …” Ihr könnt auch deutlich werden und ein Buch als “schlecht” bezeichnen, aber immer begründet! Schimpfworte haben in einer Rezension nichts zu suchen!
5.) Abschreiben. Ab und an bin ich auch schon auf Rezensionen gestoßen, die zu ähnlich klangen, um nicht abgeschrieben zu sein. Ich finde das extrem schade, denn was bringt das dem Rezensenten, wenn er statt seiner Meinung einfach den Text eines anderen kopiert?
Natürlich gibt es Schnittmengen. Macht euch nicht verrückt, nur weil jemand anderes die gleiche Meinung hat, wie ihr und die gleichen Punkte erwähnt. Ihr müsst euch jetzt nichts aus den Rippen leiern, nur um euch abzugrenzen. Wichtig ist nur, dass ihr nicht ein Buch rezensiert, nur weil es alle tun, obwohl es euch überhaupt nicht interessiert. Wenn ihr ein Buch abbrecht, tut das Kund. Tut nicht so, als hättet ihr es gelesen und kopiert euch dann eine Rezension zusammen. In so einem Fall ist es sogar besser zuzugeben, dass ihr ein Buch abgebrochen habt und zu sagen warum. Das hilft einem Interessenten viel mehr, als eine abgeschriebene Rezension.
Ihr entdeckt, dass jemand anderes eure Rezension abgeschrieben hat? Dann wendet euch an die Plattform, auf der ihr die Rezension entdeckt habt und meldet sie!
Besonders wenn ihr ein Buch, wie ich oft, als Rezensionsexemplar bekommt, geht ihr eine Vereinbarung ein. Ihr bekommt das Buch umsonst, dafür verfasst ihr eine ehrliche Rezension. Natürlich freuen sich Verlage vor allem über positive Rezensionen, aber auch negative Rezensionen bringen Aufmerksamkeit. Ich selbst lese ab und an auch ein Buch, obwohl es von vielen anderen verrissen wird, einfach, weil ich wissen will, ob es wirklich so “schlecht” ist und mehr als ein Mal wurde ich überrascht.
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Beitrag ein bisschen weiterhelfen. Wenn ihr Fragen habt, meldet euch!