Ich fand das Buch nicht schlecht, aber einiges hätte ich mir stärker ausgearbeitet gewünscht
Autor: Lynn Candis
Titel: CIRCUS: Von dir gerettet
Verlag: BoD – Books on Demand
Herkunft des Buches: Rezensionsexemplar
Format: eBook
ISBN: -
Seiten: 312
Veröffentlichungsdatum: 17.08.2021
Preis: 2,69€ (eBook) (KU)
12,99€ (Print)
Klappentext:
Der Artist und der Rockstar – Eine Liebe in verschiedenen Welten
Das Leben im Zirkus.
Chris kennt kein anderes und liebt es, Akrobat zu sein. Seit er denken kann, stellt er im Familienzirkus sein Können unter Beweis.
Trotzdem beschließt er, die Manege für einige Zeit zu verlassen und woanders sein Glück zu versuchen.
Durch Zufall landet er als Roadie bei der berühmten Rocksängerin Lucienne. Während der Tournee erkennt er, dass sich hinter ihrer Fassade eine gebrochene, traurige, junge Frau verbirgt, die, unter ihrem herrischen Onkel und Manager leidend, Trost in schnellem Sex und Drogen sucht.
Als einer ihrer Tänzer nach einem Sturz vom Trapez schwer verletzt ausfällt, übernimmt Chris seinen Part und wird für „Ennie“ zu einem guten Freund. Nur ihre Vergangenheit und die Drogensucht verhindern, dass sich zwischen den beiden mehr entwickelt und so bemüht sich Chris, professionellen Abstand zu ihr zu wahren …
Bis es zu einem folgenschweren Ereignis kommt und er beschließt, sie mit sich in sein Leben zu nehmen.
Doch hat die Liebe zweier Menschen aus so verschiedenen Welten eine Chance?
Rezension
Chris hat sein ganzes Leben im Zirkus seiner Familie verbracht – das ist wo er hingehört, das ist das Leben, das er führen will. Doch er möchte für kurze Zeit ein anderes Leben leben, er wird Roadie für Lucienne, eine der berühmtesten jungen Sängerinnen. Als sich ihr Partner am Trapez verletzt, soll Chris einspringen, ob er will oder nicht. Aber für die Arbeit am Trapez ist Vertrauen nötig und Disziplin – kann diese beiden Eigenschaften eine junge Frau aufbringen, die er vor allem als unter Drogen stehende Diva kennengelernt hat?
Ennie weiß, dass sie nicht mehr lange so weitermachen kann. Sie zerbricht am Druck der Öffentlichkeit und an den Forderungen ihres Onkels/Managers. Doch statt ihr Hilfe zu besorgen, reicht es ihm, wenn sie Drogen nimmt und funktioniert. Ihr neuer Partner am Trapez könnte Ennies Zugang zu einem normalen Leben sein, oder ist es dafür schon längst zu spät?
Ich hatte von Anfang an Probleme mit dem Buch. Das lag zu einem großen Teil an den Charakteren. Während bei Ennie bald klar wird, dass ihr seltsames Verhalten den Drogen geschuldet ist und ihrer heftigen Vergangenheit und Gegenwart – im Prinzip also ein Ausdruck für ihren Schmerz ist, war mir Chris sehr lange einfach nur unsympathisch.
Er hat sehr schnell seine Vorurteile über Ennie beisammen und stempelt sie als Zicke, Diva und Junkie ab.
Was mich dabei am meisten gestört hat war, dass er so widersprüchlich war. Mal bezeichnet er sie als „Mädchen mit den traurigen Augen“, scheint also ihren Schmerz durchaus zu sehen, dann wieder spricht er ihr quasi sämtliche Gefühle ab.
Ein Beispiel: Ihr Trapez-Partner stürzt mitten im Auftritt, Ennie ist danach total fertig. Sie soll dann zwei Tage später mit Chris trainieren und er will sehen, was sie kann. Sie kann aber nicht und friert da oben komplett ein. Mal nimmt er ihre Angst wahr, dann wieder ist sie zu nichts zu gebrauchen und eine verwöhnte Diva, nur um ihm im nächsten Moment wieder irgendwie doch leid zu tun. Aber den Rückschluss, dass sie der Unfall vielleicht traumatisiert hat, schafft er nicht.
Mir ging vieles viel zu schnell in diesem Buch. Zum Beispiel vertraut Ennie Chris schon extrem früh ihre traumatische Vergangenheit an. Gleichzeitig wird das aber extrem schnell abgehandelt und nur erzählt, ohne Emotionen – zumindest hätte ich erwartet, dass Ennie da mehr Emotionen zeigt. Ihre Drogensucht bezeichnet er immer wieder, auch ihr gegenüber als „Schwäche“. Das ist eine Krankheit und ich finde es schlimm, wie er das kleinredet. Als könnte sie einfach so beschließen, ab sofort nichts mehr zu nehmen.
Mir ist klar, dass das Buch Sprünge machen muss, sonst wäre es ewig lang, aber gefühlt dienen die Sprünge, um emotional heftigen Szenen aus dem Weg zu gehen, was ich sehr schade finde, denn gerade die hätten mir die Charaktere deutlich näher gebracht. Natürlich wird es auch mal emotional, aber das geht immer so schnell und ist genauso schnell wieder vorbei.
Fazit: Vielleicht liegt es an mir, ich weiß es nicht. Aber leider war das Buch nicht meins. Ich fand es nicht schlecht, wirklich nicht, aber es war für mich insgesamt eher „mittel“. Mir ging sehr vieles zu schnell, gerade bei den Gefühlen der Protagonisten und teilweise auch bei der Handlung. Ich habe wirklich lange gebraucht, bis ich mit den beiden mitfühlen konnte. Einiges wurde für mich nur angeschnitten – da wäre viel mehr drin gewesen. Viele wichtige Themen wurden be-, aber relativ schnell abgehandelt. Wäre das noch deutlicher ausgearbeitet worden, hätte das Buch unglaublichen Tiefgang bekommen und das Potential für ein Highlight für mich gehabt.
Von mir bekommt das Buch 3 Sterne, mehr war für mich leider nicht drin. Wie gesagt, vielleicht lag es auch einfach an mir und meinem Lektoren-Ich – das ist auch gut möglich.